Elsass – Baden-Württemberg

Wird es den badischen Großen Brachvogel weiter im Elsass geben?

Mehrere elsässische Verbände fordern die politischen Entscheidungsträger auf, einen Naturpark zu schaffen, um den symbolträchtigen Vogel der Rheinauen zu retten. Auf der anderen Seite des Flusses haben ehrgeizige Schutzmaßnahmen den Erhalt der Art ermöglicht.

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© Jean-Marc Bronner

Der Rückgang begann vor etwa zwanzig Jahren. Bislang stellten Naturforscher auf beiden Seiten des Rheins ähnliche Entwicklungen fest: Der Große Brachvogel, mit seinem gebogenen Schnabel, der eher typisch für die Riedlandschaften und Feuchtwiesen in den Rheinaue zu finden ist, ist immer seltener geworden. Doch während in Baden eine ambitionierte Schutzpolitik den Erhalt der Art ermöglicht hat, gilt sie im Elsass heute als nahezu verschwunden. Mehrere Verbände, darunter Alsace Nature und die Ligue de Protection des Oiseaux (LPO) Alsace, fordern die politischen Entscheidungsträger auf, einen Naturpark zu schaffen.

Maßnahmen zur Rettung

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Éric Brunissen, Projektleiter für Feuchtgebiete und ökologische Netzwerke bei der LPO Alsace. © Romain Gascon

„Die Regionalpolitiker haben das Ausmaß der Situation nicht erkannt. Es reicht nicht aus, nur ein einzelnes Instrument einzusetzen, nicht bei einer Art mit so großem Lebensraum wie dem Großen Brachvogel. Man muss auf alle Einflussfaktoren mit umfassenden Maßnahmen reagieren, so wie es die Deutschen tun“, erklärt Éric Brunissen, Projektleiter für Feuchtgebiete und ökologische Netzwerke bei der LPO Alsace.

Im Elsass, wo die Flächen der Riedlandschaften eigentlich größer sind als auf badischer Seite, ist die Zahl der Brutpaare in den letzten 30 Jahren von über 200 auf nur noch drei gesunken. Auf der deutschen Seite hingegen hat sich der Bestand heute bei etwa 30 Brutpaaren stabilisiert, während es Mitte der 1990er-Jahre noch gut doppelt so viele waren. Um dieses Ziel zu erreichen, begann das Team des Biologen und Brachvogel-Experten Martin Boschert damit, die Nester vor Raubtieren und Spaziergängern durch Elektrozäune zu schützen. Die Erfahrungen aus der Praxis führten schließlich dazu, die Schutzbereiche rund um die Nester auszuweiten, Wiesen wieder zu öffnen und deren Qualität zu verbessern,  und Teiche anzulegen.

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Elektrozaun in Schutterwald, in Baden, installiert. © Eric Brunissen/LPO

Deutsche Siedler

Die Pläne zur Schaffung eines Naturschutzgebiets in den elsässischen Riedlandschaften sind nicht neu, aber sie wurden nie umgesetzt. „In Baden ist die politische und finanzielle Unterstützung für den Großen Brachvogel stark und langfristig angelegt“, analysiert Éric Brunissen. Ein Brachvogelpaar benötigt etwa 15 Hektar, um sich erfolgreich fortzupflanzen und seine Nachkommen großzuziehen. Die ideale Lösung – die Wiederherstellung großer Wiesenflächen – erscheint derzeit wenig realistisch. Doch „die Wiederherstellung von Kernflächen in den wichtigsten elsässischen Riedgebieten, die zusammen ein verzweigtes Naturschutzgebiet bilden könnten, ist vielversprechend. Der Rhein ist keine Grenze. Wenn alle Flächen in Baden besetzt sind, kann man hoffen, dass Vögel aus Deutschland zu uns kommen. Das würde auch bedeuten, dass unsere Nachbarn geleistet haben.“

Interreg vereint Wildnis und Weidewirtschaft

Der Große Brachvogel ist nicht das einzige Opfer des Verschwindens der Riedlandschaften. „Im allgemeinen Kontext des Biodiversitätsverlusts muss gehandelt werden. Feuchtgebiete sind dabei ein zentrales Thema. Es geht nicht darum, öffentliche Gelder zu verschwenden, sondern darum, die Zukunft vorzubereiten“, erinnert der Projektleiter für Feuchtgebiete.

Zwischen 2016 und 2018 hatte das Interreg-Projekt Ramsar-Rhinature eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Naturschutzakteuren rund um Zielarten des Ramsar-Gebiets* am Oberrhein angefangen. Diese Kooperation wird unter anderem mit dem Projekt Biodiv’pâture fortgesetzt. Dieses Interreg-Projekt (2023–2026), getragen von der LPO Alsace, zielt darauf ab, extensive Weidepraktiken so anzupassen, dass die jeweils standorttypische Biodiversität wiederhergestellt werden kann. Zudem wird an der Entwicklung wirtschaftlicher Perspektiven für Landwirte gearbeitet, die sich an dem Vorhaben beteiligen. Biodiv’pâture könnte damit auch Impulse für einen integrierten Ansatz zum Schutz des Großen Brachvogels geben – in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten.

* Benannt nach der Ramsar-Konvention, die 1971 zum Schutz der Feuchtgebiete unterzeichnet wurde; Ramsar-Gebiete gelten als international bedeutend.

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© Eric Brunissen/LPO

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