Baden-Württemberg - Basel - Elsass

Der Japankäfer verstärkt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Kampf gegen Schädlinge

Nach einer ersten Folge über Tierseuchen widmet sich Voisins-Nachbarn diese Woche den Schädlingen, die den Kulturen zusetzen. Im Oberrheingebiet stehen die Rebkrankheit Flavescence dorée und der Japanische Käfer ganz oben auf der Liste der Sorgen. Das Auftreten des letzteren hat die Zusammenarbeit zwischen den benachbarten Verwaltungen weiter gestärkt.

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Der Japankäfer befällt mehr als 300 Pflanzenarten. © Martino Buonopane (Plant Protection Service, Lombardia)

ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die aufgrund der internationalen Verbreitung der Schädlinge erforderlich ist, seit langem etabliert. Zwischen 2016 und 2018 lieferte das Interreg-Projekt InvaProtect den Winzern und Obstbauern am Oberrhein Empfehlungen zum Schutz ihrer Pflanzen. Doch wie bei den Tierseuchen nehmen durch den Klimawandel und den zunehmenden Handel die Bedrohungen für die im Rheinkorridor angebauten Pflanzen weiter zu.

Neue invasive Insekten

„Klimawandel-bedingte Veränderungen im Jahresverlauf erlauben es immer mehr Schadinsekten, sich mit mehreren Generationen pro Jahr fortpflanzen. Darüber hinaus erlaubt die Klimaerwärmung, dass thermophile Arten jetzt auch nördlichen Regionen leben“, erklärt ein Beamter des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

So vermehren sich der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) und die Grüne Reiswanze (Nezara viridula). Letztere befällt nicht weniger als 30 Pflanzenfamilien – im Süden des Oberrheingebiets zweimal im Jahr. Neue invasive Insekten wie die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) oder die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) „haben in den vergangenen Jahren zu starken Ernteausfällen, vor allem im Obst und Gartenbau geführt“, laut Angaben der Landesbehörden.

Pflanzensaftsauger

Dazu kommen noch bakterielle Schädlinge und Virusinfektionen hinzu, deren Vektoren teilweise Insekten sind. Während der elsässische Weinbau als einziger in Frankreich frei von der Goldgelben Vergilbung bleibt, bildete ihr Überträger, die Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus), ein Saftsauger, im Haut-Rhin einen ersten Herd und wurde 2024 auch in Baden-Württemberg beobachtet.

„Die Goldgelbe Vergilbung ist derzeit weder in Deutschland, noch in der Region Basel, noch in Elsass vorhanden. Allerdings bedeutet das neue Auftreten des Vektors, dass, falls die Krankheit in die Region gelangen sollte, Epidemien entstehen könnten. Wir beobachten die Situation sehr genau“, erklärt Hélène Chabas vom Bereich Pflanzengesundheit des Schweizer Bundesamts für Landwirtschaft.

Weniger zuckerhaltige Zuckerrüben

Die europäischen Cousinen der Amerikanischen Zikade bereiten bereits zunehmende Probleme, insbesondere im Zuckerrübenanbau, da sie die Stolbur-Krankheit (Bakterium Candidatus Phytoplasma solani) übertragen. Zusätzlich kann die Krankheit den Zuckerwert der Rüben senken: Diese bakterielle Krankheit der Zuckerrübe führt zu einer Reduktion des absoluten Zuckergehalts der Rüben um 2 bis 7 %. Hiervon waren in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen-Anhalt in 2023 rund 50.000 Hektar betroffen. In Elsass sind diese europäischen Zikaden bislang noch weniger verbreitet.

Kampfzone der Schädlinge

Um Pflanzenschädlinge vorzubeugen und sie zu bekämpfen, können sich die Nachbarn am Oberrhein auf eine gemeinsame Basis stützen. „Die Schweiz gehört derselben Pflanzenschutzzone wie die Europäische Union an und hat daher eine ähnliche Gesetzgebung“, erklärt Hélène Chabas. Das ist von Vorteil, denn um sich ein Bild vom Ausmaß des Schlachtfelds zu machen: Einige der zuvor genannten Schädlinge stehen nicht einmal auf der Liste der regulierten Organismen der Europäischen Union, die bereits über hundert Einträge umfasst (1). Diese werden daher nicht zwangsläufig systematisch überwacht.

Ein Käfer eröffnet den Dialog

Ein kleiner grüner Eindringling sorgt hingegen für Einigkeit: der Japankäfer (Popillia japonica), dessen Befallsherd 2024 in Basel entstand. Auch als Larve frisst dieser Käfer nahezu alles, von Rasenwurzeln über Weinreben bis hin zu Obstbäumen. Der Informationsaustausch zwischen den Nachbarn funktionierte bereits vor seinem Auftreten. Auf europäischer Ebene müssen Funde von Quarantäneorganismen an die anderen Länder gemeldet werden. Im Oberrheingebiet tauschen die Akteure der Prävention und Bekämpfung von Tierseuchen, Schädlingen und invasiven Arten Informationen und Erfahrungen, insbesondere im Rahmen der Oberrhein-Konferenz.

„Seit vielen Jahren koordinieren wir die Überwachung des Japankäfers in der Region mit Frankreich und Deutschland. So entsteht ein effektives grenzüberschreitendes Netz. Wichtige Informationen werden schnell weitergegeben, und am Ende der Flugperiode führen wir Auswertungsmeetings durch“, betont Hélène Chabas.

Doch der Japankäfer hatte den positiven Effekt, die Nachbarn noch enger zusammenzubringen. „Durch das mittlerweile gemeinsame abgegrenzte Gebiet (von Basel bis Weil am Rhein im Landkreis Lörrach) gibt es hier regelmäßige „Crossboarder-meetings“. Diese dienen dem Austausch und Abstimmung zu aktuellen Entwicklungen und Maßnahmen gegen den Käfer“, hebt ein Beamter des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg hervor.

Internationales Labor

Die 5-Kilometer-Zone rund um den Befallsherd reicht bis ins Elsass hinein.

„Wir haben uns auf eine optimale Verteilung der Fallen auf beiden Seiten der Grenze sowie auf harmonisierte Maßnahmen in den Pufferzonen geeinigt“, erklärt Marion Delame, Leiterin der gemeinsamen Inspektionsstelle Straßburg bei der Direction régionale de l’alimentation, de l’agriculture et de la forêt (Regionaldirektion für Ernährung, Landwirtschaft und Forstwirtschaft) Grand Est.

In diesem zehn Kilometer Kreis sind der Transport von Pflanzenabfällen und von oberster Erdschicht verboten. Die französischen Behörden haben ein Informationsdokument, das von ihren Basler Kollegen erstellt wurde, übernommen und verbreitet, um der Bevölkerung bei der Erkennung des Insekts zu helfen. „Diese bestehende Zusammenarbeit erscheint mir sehr vielversprechend für die Umsetzung einer möglichst effektiven internationalen Bekämpfung“, hofft Hélène Chabas.

Die Herausforderung des Ressourcenmangels

„Es gibt Unterschiede bei der finanziellen Unterstützung bzw. Entschädigung von Betrieben. In der Schweiz und den benachbarten Mitgliedstaaten werden finanzielle Verluste, die durch Maßnahmen der Pflanzengesundheit entstehen entschädigt. Es werden präventive Schutzmaßnahmen gefördert. In Deutschland ist das nicht der Fall. Dies stellt nicht nur ein Problem bei der Akzeptanz von solchen Maßnahmen dar, sondern ist auch ein Wettbewerbsnachteil deutscher Betriebe", betont ein Beamter aus Baden-Württemberg.

Auf Schweizer Seite deckt sich der Vorwurf mit dem, der im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Tierseuchen geäußert wird. „Die größte Herausforderung ist der Mangel an Ressourcen. Während einer Krise, die einen oder alle Beteiligten betrifft, kann dieser Mangel die Qualität und Geschwindigkeit des Informationsaustauschs beeinträchtigen und damit die Zusammenarbeit“, betont Hélène Chabas. Die Schweizer Beamtin plädiert für die Durchführung einer gemeinsamen Simulationsübung der drei Länder, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit noch weiter zu vertiefen.

(1) Die Durchführungsverordnung (EU) Nr. 2019/2072 legt die vollständigen Listen der regulierten Schadorganismen fest, die in Quarantäneorganismen (QO), Quarantäneorganismen aus geschützten Zonen (QOZ) und regulierte Nicht-Quarantäne-Organismen (RNQO) eingeteilt sind.

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