Grand Est – Basel – Baden-Württemberg

Maul- und Klauenseuche, Schweinepest … Zusammenarbeit mildert grenzüberschreitende Tierseuchen

Die Oberrheinkonferenz hat die gesundheitlichen Bedrohungen für Nutztiere zu ihren Prioritäten erklärt. Der grenzüberschreitende Informationsaustausch funktioniert, doch angesichts der brutalen Tierkrankheiten erscheinen die Mittel nicht ganz zu reichen.

animaux peste fontaine doré
Die pestkranken Tiere, von Jean de La Fontaine, von Gustave Doré.

Zwischen 2018 und 2020 war die Afrikanische Schweinepest in Belgien. Sie bedrohte den Grand Est bedrohte, dank des Baus eines Zauns und organisierter Wildschweinjagden konnte die Epidemie aber eingedämmt werden. Dieses Beispiel bleibt jedoch eine Ausnahme. Geflügelseuchen verbreiten sich im Flug über die Grenzen hinweg. Der zunehmende internationale Handel und der Klimawandel beschleunigen zudem die Ausbreitung von Tierkrankheiten. Voisins-Nachbarn widmet eine mehrteilige Serie der grenzüberschreitenden Dimension von Tierseuchen sowie der Ausbreitung schädlicher und invasiver Arten.

Die Afrikanische Schweinepest eindämmen

Lumpy Skin Disease, Maul- und Klauenseuche, Blauzungenkrankheit, Geflügelgrippe… Tierkrankheiten sind Schätzungen zufolge für rund 20 % der Produktionsverluste in Europa verantwortlich.

„Das Thema ist nicht neu, doch es bekommt zunehmende Aufmerksamkeit, insbesondere in den landwirtschaftlichen Branchen. Als wir Anfang dieses Jahres den Vorsitz der Arbeitsgruppe Landwirtschaft der Oberrheinkonferenz (ORK) übernommen haben, wollten wir den Schwerpunkt auf die gesundheitlichen Fragen bei Tieren und Pflanzen legen“, betont Denis Gourdon, stellvertretender Direktor der Regionaldirektion für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

« Die grösste aktuelle und künftige Herausforderung stellen jegliche durch Fliegen übertragene Krankheiten dar, wie Blauzungenkrankheit, Lumpy Skin Disease, oder West-Nil-Fieber. Aktuell drängen auch die ‘alten’ Tierseuchen wieder in den Vordergrund, wie die Maul- und Klauenseuche oder die Afrikanische Schweinepest, während zugleich auch neue Krankheiten ausbrechen », fasst ein Beamter des Gesundheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt zusammen.

Die Bedrohungen für die Viehbestände im Oberrheinraum hängen von der Geographiie ab. In diesem Jahr trat die Geflügelgrippe im Grand Est nicht auf, und die Blauzungenkrankheit blieb dort marginal. Katarrhalfieber, das Rinder betrifft, hat die Region noch nicht erreicht, steht jedoch im Fokus der Aufmerksamkeit, weil sie sich in Frankreich ausbreitet. In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen ist die Herd der Afrikanischen Schweinepest zwar nicht sehr stark verbreitet, aber noch aktiv, etwa hundert Kilometer von der französischen Grenze entfernt.

Lumpy Skin Disease verhindern

Im grenzüberschreitenden Kontext fungiert die ORK als Austauschplattform. „Schon bei der ersten in diesem Jahr organisierten Sitzung mit den lokalen Experten haben wir unsere Erfahrungen geteilt. Unsere Kollegen aus Baden-Württemberg erläuterten, wie sie die Krankreit eindämmen konnten, bis hin zur Erklärung, welche Art von Zäunen sie eingesetzt hatten. Bei einer nächsten Sitzung werden wir unseren deutschen und Schweizer Nachbarn erklären, wie wir uns auf das Katarrhalfieber vorbereiten [in Baden-Württemberg und den Basler Kantonen noch nicht aufgetreten, Anm. d. Red.], so Denis Gourdon.

Ähnliche Gesetzgebungen und Strategien

Jedes Land bleibt Herr über die Maßnahmen zur Bekämpfung von Tierseuchen. Dennoch sind die Gesetzgebungen und Strategien – sei es in den EU-Mitgliedstaaten oder in der Schweiz – sind sehr ählich.

„Durch die Maßnahmen wird sichergestellt, dass die Tierseuchenbekämpfung international als einheitlich erfolgt. Zwischen der EU und der Schweiz besteht auf rechtlicher Ebene zudem eine Äquivalenz im Tierseuchen-Gesetzgebungsbereich, was eine enge Zusammenarbeit, die sehr wichtig ist, sicherstellt“, erklärt Marie-Louise Bienfait, kantonale Tierärztin von Basel-Landschaft.

„Was auf transnationaler Ebene möglich ist, ergänzt die Maßnahmen der Staaten“, fügt Denis Gourdon hinzu. Neben der Vernetzung lokaler Experten sowie dem Austausch von Informationen und Erfahrungen ermöglicht die Zusammenarbeit innerhalb der Arbeitsgruppe der ORK auch eine Harmonisierung der Kommunikations- und Handlungsweisen in den Regionen. Um die Effektivität im Kampf gegen Tierseuchen zu steigern, wird derzeit ein Dokument erarbeitet, das die zuständigen Akteure auf beiden Seiten der Grenze identifiziert.

Es mangelt an Tierärzten

„Vielmehr müssen die einzelnen Länder individuell dafür sorgen, dass die personellen und materiellen Ressourcen für die Prävention und allenfalls den Seuchenfall bereitgestellt werden können. (...) Doch durch die fehlenden personellen Ressourcen fehlen faktisch die direkten Ansprechpersonen. Eine Bildung oder Nutzung transnationaler Ressourcen, wie Einsatztruppen und Bekämpfungsmaterial, aber auch Schulung ist unrealistisch, weil das Einsatzmaterial sehr unterschiedlich ist“, schätzt ein Basler Beamter. Unter Hinweis auf die Kosten früherer Tierseuchen weisen die kantonalen Behörden auf den Mangel an Tierärzten auf europäischer Ebene hin. Dieser Mangel könnte früher oder später negative Folgen für die Bekämpfung von Tierseuchen haben.

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