Wallonien

Der wallonische Stein muss weiterhin Gewicht haben

Vom Blaustein bis zum Maas-Sandstein werden in Wallonien auch heute noch etwa zwanzig verschiedene Sorten hochwertiger Gesteine abgebaut. Angesichts der Konkurrenz wollen die Verteidiger dieses lokalen Erbes, international geschätzt, seine Verwendung in Belgien und Europa fördern.

Wallonie pierre
In Soignies, wo sich unter anderem der Steinbruch des belgischen Blausteins befindet, wurde der Laufkran aus dem 19. Jahrhundert unter Denkmalschutz gestellt. © CD

Das bevorstehende Internationale Bildhauersymposium in Durbuy, einer kleinen Touristenstadt in der belgischen Provinz Luxemburg, sagt viel über die beeindruckende, aber unbekannte Geodiversität der Wallonie aus. Von Donnerstag, dem 16. bis Samstag, dem 18. Mai werden dort Workshops zu Trockensteinmauern und Steinmetzarbeiten, Arbeiten des Kunsthandwerkers und Künstlers Vincent Théret, der als letzter Schieferbergarbeiter Belgiens gilt, Veranstaltungen des Geoparks Famenne-Ardennen, einem Gebiet mit Unesco-Label, sowie eine Präsentation der lokalen Steine durch die Vereinigung Pierres et marbres  (Steine und Marmor) de Wallonie angeboten. Es handelt sich um die Spitze einer Masse von Ziersteinen, deren Vielfalt vom blauen Stein bis zum farbigen „Marmor“ reicht. Ein lokales Erbe, das auf Reisen geht, denn mit einer Jahresproduktion von 950.000 Tonnen bringt der wallonische Stein Belgien auf Platz 4 der europäischen Exporte und auf Platz 9 der Welt.

Jenseits des Louvre von Abu Dhabi

Im Louvre in Abu Dhabi bedeckt blauer Stein den Boden und dient als Sockel für die Kunstwerke. Die Wahl fiel auf den französischen Architekten Jean Nouvel, dessen Büro regelmäßig mit den Carrières du Hainaut in Soignies zusammenarbeitet. Doch das internationale Renommee des wallonischen Steins schließt Wachsamkeit nicht aus. „Wenn heute noch etwa zwanzig verschiedene Steinsorten in der wallonischen Region abgebaut werden, wurden vor einigen Jahrzehnten mehr als hundert Steine für unser lokales Kulturerbe verwendet“, warnt die Vereinigung Pierres et marbres de Wallonie. 

Der 1990 gegründete Verband vereint den Großteil der rund 40 Steinbrüche für Ziersteine, die über Wallonien verstreut sind. Ende 2023 unterzeichnete sie mit dem Präsidenten des wallonischen Parlaments eine CSR-Charta (soziale und ökologische Verantwortung) und legte ein Beschwerdebuch vor, um die Verwendung dieser Steine in Belgien und den angrenzenden Ländern zu fördern, insbesondere durch die Schaffung einer Kollektivmarke „Pierre locale“ (lokaler Stein). Der wallonische Stein wird vielfach in der Architektur sowie für Stadt-, Innen- und Grünflächengestaltung verwendet. Der Stein muss sich jedoch den gestiegenen Rentabilitätsanforderungen der Auftraggeber und der verschärften Konkurrenz durch ausländische Materialien stellen.

Ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit

Ob Kalkstein (kleiner Granit, genannt pierre bleue, schwarzer Granit aus Tournai, Kalkstein aus Vilnamont, schwarzer oder roter, rosa und grauer „Marmor“, weiße Steine usw.) oder Silikatstein (Sandstein aus der Maas und ihren Nebenflüssen, Schiefersandstein aus der Gegend von Bouillon, Quarzit usw.), 17 Sorten hochwertigen Gesteins werden derzeit noch in Wallonien hergestellt, einer Region, in der etwa 80 % des belgischen Steinsektors konzentriert sind. „Es handelt sich um eine der wenigen Industrien, die praktisch keine schädlichen Emissionen oder Luftverschmutzung verursachen“, ergänzt die Vereinigung Pierres et marbres. Weitere wirtschaftliche und ökologische Argumente sind die geografische Nähe zwischen den Abbaugebieten und den Baustellen sowie die Wetterbeständigkeit der Steine.

Von alten Berufen bis zur Digitalisierung

Die mit dem Stein verbundene Tätigkeit stellt auch etwa 6.000 direkte oder indirekte Arbeitsplätze dar. In Soignies wurde 2016 übrigens ein Pôle de la pierre (Steinzentrum) gegründet. Dieses Ausbildungszentrum für Steinberufe wurde in den Gebäuden eines ehemaligen großen Steinbruchs eingerichtet, die nach und nach restauriert wurden. Das Zentrum arbeitet mit vier Partnern zusammen und deckt somit ein sehr breites Spektrum an Zielgruppen und Berufen ab: von der Vermittlung alter Berufe über Abbau- und Verarbeitungstechniken, die Restaurierung von Skulpturen, Spezialisierungen auf Hart- oder Weichgestein bis hin zur Nutzung von 3D-Modellen... Es handelt sich um einmalige oder fortlaufende Schulungen für verschiedene Zielgruppen, darunter Arbeitssuchende, Archäologen, Maurer, Gesellen, Studenten, Rentner und Architekten. 

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Wallonie pierre

Am Eingang des Ausbildungszentrums steht dieser Monolith, der 16,8 t wiegt und 8 m hoch ist - so lang wie der Waggon, der ihn zur Weltausstellung 1855 in Paris transportiert hatte. © CD

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