Oberrhein - Grosse Region

Die Habsburger, eine grenzüberschreitende Dynastie

Die Habsburger entstammen dem Aargau, im 10. Jahrhundert noch fern von jener Machtfülle, die sie Jahrhunderte später prägen sollte. Ihren Höhepunkt erreichte die Dynastie im 16. Jahrhundert unter Kaiser Karl V. Und doch bleibt ihre Geschichte weit mehr als ein Kapitel europäischer Weltpolitik: Sie ist tief verwoben mit der Geschichte des Oberrheins und der Großregion, von der Schweiz bis ins Elsass und wirkt mit der Linie Habsburg-Lothringen bis heute nach.

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Der Name der Dynastie ist von einem Dorf im Aargau entlehnt. DR

Die Zeiten haben sich gewandelt, die Revolution hat die alte Ordnung auch jenseits der französischen Grenzen erschüttert. Und doch tauchen manche Mitglieder des Hauses Habsburg weiterhin in diplomatischen Kreisen, gelegentlich aber auch in der Klatschpresse, auf. In diesem Sommer gab Georg, der Anspruch auf den Titel Erzherzog von Österreich und königlicher Prinz von Ungarn erhebt, sein Amt als ungarischer Botschafter in Frankreich auf, um den Posten in Spanien zu übernehmen. Sein entfernter Cousin Eduard folgte einem ähnlichen Weg und vertritt Ungarn nun beim Vatikan. Beide gehören zum Haus Habsburg-Lothringen, den Nachfahren jener Familie, die im 16. Jahrhundert beinahe über ganz Europa geherrscht hätte.

Ein grenzüberschreitendes Geschlecht

Die Ursprünge des Geschlechts liegen im 10. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Schweizer Kantons Aargau, rund fünfzig Kilometer östlich von Basel. Erster greifbarer Vertreter ist Guntram (Gontran) der Reiche. Seine Herkunft bleibt umstritten; einige Historiker sehen in ihm einen Nachfahren der Grafen des Unterelsass. Tatsächlich besaß die Familie schon früh Güter sowohl im Elsass als auch im Breisgau rund um Freiburg.
Guntrams Enkel Radbot entstammte einer Verbindung mit Ita aus dem lothringischen Herzogshaus. Radbots Bruder Rudolf I. gründete um 1051 das Kloster Ottmarsheim im Oberelsass. Mit dem Bau der Burg Habsburg (Kurz für Habichtsburg) an der Mündung von Aare und Reuss im frühen 11. Jahrhundert übernahm die Familie schließlich den Namen der Festung, ein Name, der zum Symbol einer der bedeutendsten Dynastien Europas werden sollte.

Könige der Römer, Herzöge von Österreich und Kaiser

Im 12. Jahrhundert gelangten die Habsburger in den Besitz der Grafschaft Oberelsass. Durch geschickte Heiraten, politische Chancen und militärische Erfolge bauten sie ihren Einfluss stetig aus und sammelten ein beeindruckendes Territorium – und eine Reihe von Kronen.
Besonders Rudolf IV. von Habsburg (1218 - 1291), prägte den Aufstieg der Dynastie. Nach dem Ende der Staufer und der langen kaiserlosen Zeit des „Großen Interregnums“ (1252 - 1273) wählten ihn die Kurfürsten 1273 zum König der Römer. Wenig später sicherte er sich Österreich als Machtbasis.
Zwar verzichtete Rudolf auf den Römerzug nach Rom, der ihn offiziell zum Kaiser gemacht hätte, doch setzte sich rasch die Auffassung durch, dass der neue Herzog von Österreich faktisch an der Spitze des Heiligen Römischen Reiches stand.

Höhepunkt und Aufteilungen

Im 16. Jahrhundert wächst der habsburgische Besitz durch eine Reihe außergewöhnlich glücklicher Heiraten rasant an. Maria von Burgund bringt die Niederlande und die Franche-Comté in die Familie ein, durch Johanna die Wahnsinnige kommen Kastilien und Aragon hinzu und mit Anna schließlich Böhmen und Mähren. Die Dynastie erreicht damit ihren Höhepunkt unter Karl V. (1519–1558), der durch den Besitz amerikanischer Kolonien, über ein Reich herrscht, „in dem die Sonne niemals untergeht“.

Seine hegemonialen Pläne stoßen jedoch bald auf den entschiedenen Widerstand Frankreichs. Nach seinem Tod teilt sich das Haus Habsburg in zwei Linien. Der ältere, spanische Zweig erlischt im Jahr 1700. Der jüngere, österreichische Zweig bleibt an der Macht und herrscht weiter über das Heilige Römische Reich, über Österreich, Ungarn und Böhmen. 1736 markiert eine dynastische Ehe einen Wendepunkt: Maria Theresia von Österreich, die letzte Erbin, vermählt sich mit Franz Stephan von Lothringen, dem späteren Kaiser Franz I. des Heiligen Römischen Reiches. Damit entsteht die Linie Habsburg-Lothringen. Sie prägt die europäische Geschichte bis zum Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie am Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918.

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