Lothringen

Der Erckmann-Chatrian-Preis fördert seit einem Jahrhundert die lothringische Literatur

Der 96. „lothringische Goncourt“ wurde dem Schriftsteller und Filmemacher Adrien Genoudet für „Nancy-Saïgon“ verliehen. Unter französischen Verlägen ist dieser regionale Preis längst bekannt, denn die Jury hat schon oft ein gutes Gespür bewiesen.

Prix Erckmann-Chatrian
© Prix Erckmann-Chatrian

Vor hundert Jahren erhielt der Vogeser Eugène Mathis aus den Händen von Marschall Lyautey den ersten Erckmann-Chatrian-Literaturpreis. Am 3. November dieses Jahres wurden im Ehrensaal des Metzer Rathauses drei Autorinnen und Autoren mit der 96. Ausgabe des Preises geehrt. Dass die Zählung nicht ganz mit den Jahren übereinstimmt, liegt daran, dass die Auszeichnung in manchen Jahren pausierte. Der „lothringische Goncourt“ würdigt bis heute literarisches Schaffen aus der Region und besteht inzwischen aus einem Hauptpreis und zwei Stipendien. In diesem Jahr ging die höchste Auszeichnung an Adrien Genoudet für seinen Roman Nancy-Saïgon.

Das im Verlag "Le Seuil" erschienene Werk greift die verdrängten Trauererfahrungen des Indochinakriegs auf, die unerwartet auf einem Friedhof in der Nähe von Nancy wieder ans Licht kommen. 

Das Geschichtsstipendium ging an Isabelle Brian für das "Europäische Wörterbuch Lothringens", erschienen im Verlag "La Nuée bleue". Mit dem Lothringen-Stipendium wurde Bérengère Thomas für ihr Buch "Paul Verlaine de la Lorraine" ausgezeichnet, das im Verlag "Les Paraiges" erschienen ist.

Fabienne Henryot

Fabienne Henryot, die Präsidentin der Jury. © Pascale Braun

Der Erckmann-Chatrian-Preis zeichnet Autoren aus, die aus Lothringen stammen oder über Lothringen schreiben. In der Vergangenheit hat die Jury ein gutes Gespür bewiesen, indem sie etwa Philippe Claudel oder Nicolas Mathieu auszeichnete, die damals noch nicht so bekannt waren wie heute“, betont Fabienne Henryot, die Präsidentin der Jury.

Lothringen – ein Land der Literatur

Die französischen Verlage kennen den lothringischen Preis gut und senden den zehn Jurymitgliedern ein Exemplar jedes Buches, das sie für den Wettbewerb vorschlagen möchten. Die Jury traf ihre Entscheidung für 2025 im September. Zur Auswahl standen fünf Romane, sechs historische Arbeiten und sechs regionale Essays.

Bernard Visse

Bernard Visse, Jurymitglied und ehemaliger Vorsitzender, der das Gremium zehn Jahre lang leitete. © Pascale Braun

Der Erckmann-Chatrian-Preis pflegt keine formellen Beziehungen zu anderen regionalen Literaturpreisen oder -veranstaltungen, ist aber ein fester Bestandteil der kulturellen Landschaft Lothringens“, erklärt Bernard Visse, Jurymitglied und ehemaliger Vorsitzender, der das Gremium zehn Jahre lang leitete.

Von der Buchmesse „Le Livre sur la Place“ in Nancy über das Metzer Festival „Journalisme et littérature“ bis zu den „Imaginales“ in Épinal gilt Lothringen, trotz der überschaubaren Zahl seiner Verlage, als eine lebendige und geschätzte Literaturlandschaft.

Die Preise werden traditionell in wechselnden Städten Lothringens verliehen. Das nächste große Ereignis des Erckmann-Chatrian-Preises findet am 30. Mai in Abreschviller statt. Es ist ein doppeltes Jubiläum: Hundert Jahre Literaturpreis und der 200. Geburtstag von Alexandre Chatrian, einem Kind der Region.

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© Pascale Braun

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