Chimay in der Wallonie: Bier, Käse und eine klösterliche Erfolgsgeschichte
Nur wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt haben die Trappistenmönche Chimay mit ihren Bieren und Käsesorten berühmt gemacht. Sie sind im Laufe der Zeit zu Symbolen des belgischen Kulturerbes geworden. Dennoch ruhen sich die Mönche nicht auf ihrem Erfolg aus. Sie entwickeln neue Getränke und Verpackungsformate, trotz der Verluste, die die Brauerei im vergangenen Jahr verzeichnen musste.

Chimay ist ein Name, der in Belgien stark nachklingt. Die Stadt liegt an der französischen Grenze in den belgischen Ardennen. Chimay gab seinen Namen dem Trappistenbier und dem Trappistenkäse, die wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt hergestellt werden. Sie wurden im 19. Jahrhundert entwickelt und sind zu festen Größen des belgischen Gastronomieerbes geworden.
Die Hälfte wird exportiert
Die Abtei Scourmont wurde 1850 von Mönchen des Zisterzienserordens der Strengen Observanz gegründet, den sogenannten Trappisten. Sie liegt acht Kilometer südlich von Chimay. Das erste Bier namens „Rouge“ wurde entwickelt, um die Gemeinschaft und die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Mit der gleichen Idee begann 1876 die Käseproduktion. Damit legten die Mönche den Grundstein für eine Trappistentradition, die bis heute gelebt wird.
Der Erste Weltkrieg brachte die Mönche von Scourmont an den Rand des Untergangs. Ab 1925 wurden die teilweise zerstörten Anlagen, die während der deutschen Besatzung beschädigt worden waren, wiederaufgebaut. Ziel war die Modernisierung der Brauerei und die Wiederaufnahme der Produktion. In den 1950er- und 1960er-Jahren erlebte die Zisterzienserabtei ihre Blütezeit. Die Abtei ist für die Trappisten von hohem Wert: 2023 produzierte sie 167.000 Hektoliter Bier, wovon die Hälfte exportiert wurde.
Parallelen zum Champagner
Chimay ist eine von weltweit noch acht aktiven Trappistenbrauereien. Die Chimay Bleue (9 % Alkohol), das seit 1948 gebraut wird, war zunächst ein Weihnachtsbier für die Festtage. Für dieses Bier wurde erstmals eine einzigartige Hefe (Saccharomyces cerevisiae) verwendet, die komplexe Aromen entfaltet. Außerdem ermöglicht sie eine zweite Flaschengärung, ein natürlicher Vorgang von drei Wochen Dauer, ähnlich wie bei der Champagnerherstellung. Diese Hefe wurde schnell in allen Chimay-Bieren eingesetzt und wird bis heute verwendet.
Die Chimay Rouge (7 %) ist das erste Bier der Abtei. Die Chimay Dorée (4,8 %), auch „Paterbier“ genannt, war für die Mönche bestimmt und wird erst seit 2013 verkauft. Die Chimay Triple (8 %) aus dem Jahr 1966, ist leichter als die Bleue, aber stärker als die Dorée. Heute werden alle Chimay-Biere nach den traditionellen Methoden gebraut, mit natürlicher Gärung und klösterlicher Kontrolle. Sie sind das Herzstück der Produktion in der Abtei
Käse mit Bier waschen
1876 reiste der Mönch Benoît nach Frankreich, um zu lernen, wie man einen halbfesten Käse herstellt. Er brachte sein Wissen nach Scourmont und entwickelte den Chimay-Käse aus regionaler Milch und Brauresten (Treber). Heute gibt es etwa eine halbe Dutzend Sorten mit unterschiedlichen Reifegraden, vom jungen bis zum alten Käse, gereift in feuchten Kellern. Einige Käsesorten werden sogar mit Bier gewaschen.
Seit 1982 gibt es in Baileux, in der Nähe der Chimay-Brauerei, eine moderne Käserei mit rund dreißig Mitarbeitern. Die Milch stammt von einer Molkereigenossenschaft, zu der Landwirte aus einem Umkreis von 40 Kilometern gehören.
Dosenbier – ein Novum bei den Trappisten
Mit ihrer klösterlichen Identität arbeiten die Bières de Chimay SA und die Fromagerie Chimay SA anders als gewöhnliche Unternehmen. Beide sind zwar gewinnorientiert und werden vom selben Geschäftsführer geführt. Doch fast der gesamte Erlös fließt in die Stiftung Chimay-Wartoise. Die Stiftung unterstützt soziale und landwirtschaftliche Projekte, fördert Bildung und Integration in der Region Entre-Sambre-et-Meuse.
Die Brauerei mit rund 150 Beschäftigten fand nach der Corona-Krise schnell wieder Tritt. 2021 erwirtschaftete sie einen Gewinn von 4,7 Millionen Euro, der vollständig der Stiftung zugutekam. Drei Jahre später fiel die Bilanz weniger rosig aus: 2024 schrieb Bières de Chimay ein Minus von 397.635 Euro. Für die karitativen Projekte blieb diesmal nichts übrig.
Doch Chimay bleibt aktiv und erfindet sich immer wieder neu. Zum Jubiläum des ersten Bieres brachte die Abtei 2012 die Chimay 150 heraus. Das kräftige, zehnprozentige Bier wurde, wie zuvor die Dorée, wegen der hohen Nachfrage vor zwei Jahren ins feste Sortiment aufgenommen. Und auch vor neuen Formaten schreckt man nicht zurück: In diesem Sommer wagte die Ardenner Brauerei eine Premiere im exklusiven Kreis der Trappisten. Rouge, Dorée und Triple gibt es nun erstmals in Dosen. Damit reagiert die Abtei auf den Markt der großen Festivals und Veranstaltungen.
© Chimay.