Frankreich - Deutschland

In Lille mobilisiert der Deutsch-Französische Bürgerfonds die Zivilgesellschaft für die Demokratie

Vom 12. bis 14. November kamen rund hundert Vertreterinnen und Vertreter der französischen und deutschen Zivilgesellschaft in Lille zur zweiten Ausgabe des „Forums für Demokratie“ zusammen, das vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds veranstaltet wurde. Auf dem Programm standen ein partizipatives Barcamp, lokale Kooperationsprojekte sowie der Start einer neuen Ausschreibung zur Stärkung des demokratischen Dialogs.

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© Virginie Rooses.

Nach der Premiere in Leipzig im Jahr 2023 richtete der Bürgerfonds vom 12. bis 14. November in Lille sein zweites Deutsch-Französisches Forum aus. Der Bürgerfonds wurde im Rahmen des Aachener Vertrags gegründet, um die Zivilgesellschaft zu stärken und den deutsch-französischen Austausch auf nationaler Ebene zu fördern. In Lille rückte er die Demokratie in den Mittelpunkt. Ein Thema, das auch den Schwerpunkt der Förderungen im Jahr 2026 bilden wird.

Bar Camp in Lille

Von Mittwoch- bis Freitagmittag nahmen etwa hundert Ehrenamtliche, Berufstätige und interessierte Menschen aus Frankreich und Deutschland am Forum teil. Das Forum war als Barcamp organisiert. Dieses offene Format ermöglicht es den Teilnehmenden, selbst das Programm mitzugestalten, indem sie Workshops zu Themen ihrer Wahl anbieten, die einen Bezug zu Demokratiefragen haben. Das Ergebnis war sehr konkret und lebendig: Bis zu sieben Workshops fanden gleichzeitig statt, zum Beispiel zu Künstlicher Intelligenz, zum Umgang mit antidemokratischen Parteien oder zu einem „Demokratie-Fresko“.

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Benjamin Kurc, Direktor des Deutsch-Französischen Bürgerfonds. © Fonds citoyen franco-allemand.

„Der Europäische Gipfel zur digitalen Souveränität fand gleichzeitig mit den Workshops statt. Eine Gruppe hatte die Idee, eine gemeinsame Erklärung (gerichtet an Deutschland, Frankreich und Europa, Anm. d. Red.) zu unterzeichnen. Das geschah spontan und zeigt sehr anschaulich den Bürgerdialog“, erklärt Benjamin Kurc, Direktor des Deutsch-Französischen Bürgerfonds.

Die Wahl von Lille als Veranstaltungsort des Forums war kein Zufall. Der Fonds folgt dem Willen seines Gründungsdokuments, dem Aachener Vertrag, der zwar einen grenzüberschreitenden Schwerpunkt hat, aber die deutsch-französischen Beziehungen auf nationaler Ebene betrifft. Das Forum diente außerdem dem Netzwerken mit der Stadt, dem Regionalen Wirtschafts-, Sozial- und Umweltrat (CESER) und den Universitäten vor Ort.

„Wir sind nicht nur in den Hauptstädten oder grenznahen Regionen aktiv. Der Bürgerfonds nimmt bewusst Abstand von Paris und Berlin. Ich denke an Sachsen und die Hauts-de-France, wo wir noch zu wenige Projekte fördern. Wenn man zu wirkungsvollen Projekten beitragen will, ist es auch wichtig, in die betreffenden Regionen zu reisen“, erklärt Benjamin Kurc.

Obwohl die Hauts-de-France nicht direkt an der Grenze liegen, pflegen sie seit 2014 eine strategische Partnerschaft mit Nordrhein-Westfalen, die acht Prioritätenbereiche umfasst: sprachliche, soziale und wirtschaftliche Kompetenzen.

Im Anschluss an das Forum stellte der Bürgerfonds seinen neuen Förderaufruf vor, der erneut unter dem Leitmotiv Demokratie steht. Ob Bürgerversammlungen oder neue Formen des Austauschs zwischen Bürgerinnen, Bürgern und Verwaltungen, der Bürgerfonds rechnet mit vielen Bewerbungen. In diesem Jahr stellte er 5 Millionen Euro zur Verfügung und unterstützte damit 815 Projekte. Insgesamt gingen rund 1.500 Anträge mit einem Gesamtvolumen von 12 Millionen Euro ein.

Allerdings musste der Fonds diesmal zahlreiche Anträge ablehnen, da sich das parlamentarische Verfahren für den deutschen Bundeshaushalt verzögert hatte. Der Haushaltsentwurf wurde im Juni eingebracht, aber erst im September 2025 verabschiedet. Dadurch lag die Förderquote niedriger als üblich. Nur 54 Prozent der Projekte konnten gefördert werden, im Jahr 2023 waren es 70 Prozent.

„Das Schwierigste war nicht nur die Verzögerung oder Unsicherheit: Wir mussten Projekte ablehnen, die von Ehrenamtlichen getragen werden, die ihre Zeit, Energie und manchmal auch ihr eigenes Geld investieren. Wenn man dieses Engagement bricht, schwächt man die Zivilgesellschaft: Wie kann man von diesen Organisationen erwarten, sich erneut zu engagieren, wenn ihre Anstrengungen nicht unterstützt werden?“, erklärt Benjamin Kurc.

Um neu zu starten, plant der Fonds, das verbleibende Budget dieses Jahres zu nutzen, um in der nächsten Förderperiode weitere Projekte zu unterstützen.

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