Cannabis: Ein Jahr nach der Legalisierung warten Social Clubs noch auf ihre Anbaugenehmigung
In Kehl wartet der Social Club Green Clouds noch auf die Anbaugenehmigung.
Über ein Jahr nach der teilweisen Legalisierung von Cannabis in Deutschland haben die meisten Social Clubs noch keine behördliche Genehmigung für den Anbau erhalten. In Kehl wartet der Green Clouds Social Club sehnsüchtig auf eine positive Antwort auf seinen Antrag – gestellt im Mai 2024.

Social Clubs, wie Green Clouds in Kehl, sind die einzigen Orte, an denen Deutsche seit dem Gesetz vom April 2024 legal Freizeit-Cannabis erwerben dürfen. Doch ein Jahr nach der Gründung, und als bisher einziger Club in Kehl, konnte dort noch niemand versorgt werden. Der Grund: Administrativ dauert es, bis die Anbau-Genehmigungen ankommen.

Green Clouds Lokal, leerstehend, solange noch keine Anbau-Genehmigung besteht. © Fabian Gomond.
Über ein Jahr ohne Einnahmen
Obwohl Green Clouds im April 2024 legal eröffnet wurde, kann der Club im Juni 2025 immer noch kein Cannabis an seine Mitglieder verkaufen. Das Schreiben vom Regierungspräsidium Freiburg, mit der heiß begehrten Anbau-Genehmigung, ist noch nicht eingetroffen. Doch erst mit diesem Dokument darf der Verein in Kehl überhaupt richtig aktiv werden.
„Das dauert viel zu lange. Seit Mai 2024, als wir unseren Antrag gestellt haben, herrscht bei uns Stillstand. Die Räumlichkeiten sind leer und ungenutzt“, erzählt Enzo K., Miteigentümer von Green Clouds.
Der Cannabis-Anbau erfordert ein spezielles Belüftungssystem, Klimatisierung, Heizlampen und automatische Bewässerung. Die Gesamt-Investitionen sind im fünf-stelligen Bereich – ohne staatliche oder regionale Unterstützung.
Wie in Amsterdam
Die Clubs ohne Anbaugenehmigung befinden sich in einer ähnlichen Lage wie niederländische Coffeeshops: Sie dürfen zwar an deutsche Mitglieder verkaufen (im Gegensatz zu niederländischen Läden, die an alle Kunden verkaufen), dürfen jedoch selbst nicht legal von anderen Produzenten kaufen – was die individuelle Anbaugenehmigung essenziell macht.
Sobald das Regierungspräsidium grünes Licht gibt, kann Green Clouds die ersten Samen setzen. Die Ernte erfolgt je nach Sorte zwei bis fünf Monate später – ein weiterer finanzieller Ausfall, der auch einkalkuliert werden muss.
Der neue Kanzler rudert zurück
Die Teillegalisierung wurde vom damaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unter Olaf Scholz (SPD) eingeführt und wird seitdem scharf von der CDU/CSU kritisiert. Im Wahlkampf hatte Friedrich Merz noch angekündigt, das Gesetz aus dem Koalitionsvertrag mit der SPD streichen zu wollen. Dies wurde aufgegeben, da die Partei sich um dringendere politische Themen kümmer musste.

Dieter B., co-propriétaire du Green Clouds. © Fabian Gomond
„Cannabis ist in allen sozialen Schichten verbreitet – auch bei Ärzten, Anwälten und Bänkern“, erklärt Dieter B., Miteigentümer von Green Clouds. Aus seiner Sicht hilft die Legalisierung, kriminelle Strukturen zu schwächen, da die Konsumenten sich vorher dort ihr Cannabis besorgten. Zudem, meint er, „wissen Konsumenten dann genau, was sie kaufen, und sie haben ein Recht auf qualitativ hochwertige Produkte.“
Qualität, Kontrolle und Prävention
Jede Privatperson kann einen Social Club gründen. Doch diese Clubs unterliegen strengen Auflagen: Maximal 500 Mitglieder pro Standort, transparente Angaben zu Sorten und Mengen, ein Präventionsbeauftragter und kein Verkauf an Minderjährigen.
„Das geht über das Verkaufsverbot an Minderjährige hinaus. Wenn sich ein Mitglied auf unserem Parkplatz befindet und ein Minderjähriger im Auto sitzt, dürfen wir den Kunden nicht bedienen“, erklärt Dieter B.
Im Bereich Prävention setzt Dieter B. auf Beobachtung und Austausch, um problematischen Konsum frühzeitig zu erkennen. Während der Club noch auf die Anbaugenehmigung wartet, hofft das Team von Green Clouds zukünftig Treffen mit seinen Mitgliedern zu organisieren, mit dem Ziel, Gemeinschaftsgeist und konstruktiven Dialog zu fördern.
© Fabian Gomond