Eurhena ACT: die große Herausforderung der kleinen Projekte
Der Eurodistrikt Eurhena wird am 1. November 2025 einen Aufruf für Kleinprojekte starten, um Initiativen in den Bereichen Kunst, Tourismus und Kultur im Süden des Oberrheins zu unterstützen. Weiter nördlich verzeichnet der Bürgerkooperationsfonds des Eurodistrikts Pamina seine ersten ausgewählten Projekte.

Begeisterung und Stolz sind im kleinen Team von Eurhena, dem jüngsten Eurodistrikt am Oberrhein, deutlich spürbar. Fünf Jahre nach seiner Gründung wird der Europäische Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) der Region Freiburg sowie des Mittel- und Südelsass am 1. November die Anmeldungen für seinen ersten Fonds zur Unterstützung von „Kleinprojekten“ eröffnen. Im vergangenen Juli hat der Begleitausschuss des Programms Interreg Oberrhein „Eurhena Art/Culture/Tourismus“ genehmigt, das in der engagierten Formel „Eurhena ACT“ zusammengefasst ist. Die Kofinanzierung der Europäischen Union wird mit 374.998 Euro beitragen, mit 15.000 bis 80.000 Euro pro grenzüberschreitendes Projekt.
Herausforderungen

Delphine Mann, Generalsekretärin von Eurhena, zusammen mit Olga Hetze und Natalie Reiter (von links nach rechts). ©Eurodistrict Eurhena
„Wir wollten ein nützliches Instrument in unserem Gebiet verkörpern. Für unsere junge Struktur ist das eine Herausforderung, und für unsere Politiker eine Möglichkeit, das EVTZ sichtbar zu machen. Mit Eurhena ACT sind wir ein Kommunikationskanal für Interreg, in einer Zeit, in der viel Unsicherheit herrscht“, betont Delphine Mann, Generalsekretärin von Eurhena.
Als Eurhena 2020 unabhängig wurde, kam die Corona-Pandemie, die den Kultur- und Kunstbereich lahmlegte. Der Eurodistrikt bemühte sich schnell, sie mit Unternehmen und öffentlichen Institutionen zu vernetzen, um die Grundlagen für nachhaltige Beziehungen zu schaffen. Eurhena ACT setzt diese Initiative fort. Dieser Projektaufruf wird Initiativen auswählen, die bis März 2029 umgesetzt werden, das Kulturerbe aufwerten, neue kulturelle und touristische Angebote entwickeln oder zur Strukturierung von Branchen in diesen Bereichen beitragen, mit einem grenzüberschreitenden Mehrwert.
Finanzielle Vorschüsse

Olga Hetze (in der Mitte), Projektbeauftragte von Eurhena ACT © Eurodistrict Eurhena
„Eurhena ACT wird Projekte unterstützen, die eine langfristige Wirkung haben. Ein geplantes Projekt, zum Beispiel in Breisach, soll bis nach Sélestat oder Colmar spürbar sein“, erklärt Olga Hetze, Projektbeauftragte von Eurhena ACT.
Zusätzlich zu den Aufgaben, die traditionell mit Interreg-Projekten verbunden sind, gewährleistet der Eurodistrikt im Rahmen von Eurhena ACT den gesamten Prozess: Auswahl, Begleitung und Nachverfolgung der Projekte. Die Rechtsträger der Kleinprojekte müssen in der Lage sein, die gesamten Mittel selbst vorschießen zu können, doch der EVTZ wird die Gelder, nach Vorlage der Rechnungen, während der Ausführung des Proejkts. Diese Beträge werden anschließend von Interreg Oberrhein erstattet.
Die Spanne von 15.000 bis 80.000 Euro (bei einem maximalen Kofinanzierungsanteil von 60 % des Gesamtbudgets) beruht auf einer pragmatischen Einschätzung: „Es gibt viele Fonds, aber diese mittlere Finanzierungsstufe fehlte. Außerdem können wir Projekte in Millionenhöhe nicht finanzieren. Unsere Struktur war zudem zu klein, um eine große Anzahl kleiner Projekte zu betreuen. Schließlich war es beruhigend, Projekte zu unterstützen, deren Träger in der Lage sind, die Mittel vollständig vorzuschießen“, erklärt Delphine Mann.
Eurhena ACT bietet dem Eurodistrikt zudem die Gelegenheit, auch im regionalen Umfeld eine Präsenz zu haben. „Im Gespräch mit dem Eurodistrikt Pamina über Kleinprojekte haben wir verstanden, dass unsere Ansätze unterschiedlich sind, weil wir nicht deren Sichtbarkeit haben. Wir sind ein neuer Eurodistrikt, wir müssen uns erst bekannt machen“, analysiert die Generalsekretärin von Eurhena.
Das Beispiel Pamina
Der Eurodistrikt Pamina, der älteste grenzüberschreitende Zusammenschluss im Oberrhein, kennt sich mit Kleinprojekten gut aus. Im September 2024 startete er einen neuen Bürgerkooperationsfonds in den Bereichen Jugend, Sport, Kultur und nachhaltige Entwicklung. Mit 745.908 Euro von Interreg ausgestattet, zielt dieser ständige Projektaufruf, der ebenfalls bis März 2029 läuft, darauf ab, Initiativen zu unterstützen, deren Budget zwischen 5.000 und 65.000 Euro liegt.

Victoria Hansen, Projektleiterin für Jugend, Sport, Kultur und Kleinprojekte beim Eurodistrikt Pamina. © Eurodistrict Pamina
„Wir wollten Projekte aus der Zivilgesellschaft unterstützen. Deshalb haben wir die Förderspanne gesenkt, um eine größere Anzahl kleinerer Projekte finanzieren zu können“, erklärt Victoria Hansen, Projektleiterin für Jugend, Sport, Kultur und Kleinprojekte beim Eurodistrikt Pamina.
Bewerbungen werden rasant geprüft
Nach einem sanften Start erfolgt die Prüfung der Bewerbungen nun im rasanten Tempo. Fünf Projekte haben bereits eine Kofinanzierung erhalten. Dank der Unterstützung des Fonds wird ein Verein aus Wissembourg einen Begegnungs- und Veranstaltungsort (mit Seminaren, Schulungen, kulturellen und künstlerischen Workshops) auf einem grenznahen Gelände gestalten. Das Naturschutzzentrum Sauerdelta und des Nordelsass wird ein Naturfotofestival und eine Wanderausstellung über Rheinlandschaften organisieren. Das Programm für das Deutsch-Französische Ökologische Jahr (DFÖJ) im Eurodistrikt Pamina wird eine größere Resonanz erzielen. Mit „Savoir vivre“ werden leerstehende Geschäfte in deutschen und französischen Gemeinden künstlerische Ausstellungen und Graffiti-Workshops ausgestellt.
„Im aktuellen Kontext kämpfen sowohl in Frankreich als auch in Deutschland Vereine darum, ihre Budgets abzuschließen. Es ist wichtig, auf die Investitionen der Europäischen Union in unserer Region hinzuweisen“, betont Victoria Hansen.
Bewerbungen für die Pamina-Kleinprojekte sind bis Ende 2028 möglich. Die nächste Frist für die Einreichung ist der 27. Oktober. Victoria Hansen empfiehlt, so früh wie möglich Kontakt aufzunehmen.
Im Mai 2022 fand das große blaue Picknick in den Farben des Rheins und Europas statt, das von Eurhena in Art’Rhena auf der Rheininsel organisiert wurde und großen Anklang fand. ©Jean-Marc_de-Balthasar