Ein Borderwalk über die trinationale Geschichte von Straßburg und Kehl
Borderwalk, Infobest 4.0
Rund fünfzig Bürgerinnen und Bürger spazierten am Samstag, den 20. September, zwischen Kehl und Straßburg. Auf einer Strecke von drei Kilometern standen die grenzüberschreitende Geschichte, Architektur und Kultur im Vordergrund. Organisiert wurde der Borderwalk vom Bürgerinformationsdienst Infobest 4.0 in Zusammenarbeit mit der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl.

Am Nachmittag führte eine Tour rund fünfzig interessierte Bürgerinnen und Bürger, politische Vertreter, Projektpartner sowie Gäste aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz durch die beiden Städte.
Vom Tram zum Bürger-PC
Startpunkt war die Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl. Mit der Unterstützung von Dolmetschern konnte die Führung sowohl auf Deutsch und Französisch stattfinden.
Erste Station war eine Haltestelle der grenzüberschreitenden Tramlinie D, die zwischen Straßburg und Kehl fährt. Anschließend ging es zum Rehfusplatz, dem Arbeitsort des Infobest-Teams. Dort wurde auch der „Bürger-PC“ vorgestellt. Dieses Bürgerterminal steht seit Mai bereit. Es bietet schnellen Zugang zu den grenzüberschreitenden Verwaltungsdiensten. So können Bürgerinnen und Bürger ihre Formulare selbst am Computer erledigen können, in Begleitung eines Beraters.

Haltestelle der Straßenbahnlinie D, die Straßburg mit Kehl verbindet. © Fabian Gomond
22 Stunden für den Hirsenbrei
Der Borderwalk fand zwar auf deutsch-französischem Boden statt, war aber auch trinational mit der Schweiz. Unter den Teilnehmern befand sich Kathrin Schweizer, Regierungsrätin des Kantons Basel-Landschaft. Professor Dr. Michael Frey erzählte die Geschichte der sogenannten Hirsenbreifahrt, eines Wettkampfs zwischen Straßburgern und Zürchern im 15. Jahrhundert. Ziel war es, die jeweils andere Stadt über den Rhein in weniger als 24 Stunden zu erreichen, mit Hirsenbrei. Die Zürcher siegten als Erstes, mit 22 Stunden.
Es waren Fachleute aus grenzüberschreitenden Institutionen, politische Persönlichkeiten und neugierige Bürger anwesend. Bissilou aus Paris, erst seit drei Tagen in Kehl für einen zehnmonatigen Freiwilligendienst, hat beispielsweise mitgemacht, um sich besser orientieren zu können.

Janosch Nieden, Präsident von Interreg Oberrhein. © DR.
"Es war interessant, die Orte mit einem anderen Blick zu sehen. Das ist sehr konkret, weil man auch erfährt, was geschichtlich zwischen Kehl und Straßburg passiert ist. Ein Borderwalk ist ein gutes Instrument um mehr Verbindung mit den Bürgern herzustellen", erklärte Janosch Nieden, Programmleiter des Interreg-Programms Oberrhein.
Ein Panzer und eine Kita
Nach der Überquerung der Passerelle des Deux Rives endete der Spaziergang vor dem Zimmer-Panzer, einem Symbol der Befreiung Straßburgs. Er steht heute vor einer deutsch-französischen Kindertagesstätte.

Klaus Schüle, Leiter der Stabsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und europäische Angelegenheiten. © Fabian Gomond
« Nach der heutigen Erfahrung, werde ich unseren Vertreter in der Arbeitsgruppe der Grenzregion bitten, diese Erfahrung miteinzubringen, und die Multiplikationseffekt zu nutzen », erklärte Klaus Schüle, Leiter der Stabsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und europäische Angelegenheiten.
Interreg-Verhandlungen laufen in Brüssel
Das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten verhandeln derzeit über die Mittel für die nächste Interreg-Förderperiode 2028-2034. Das Gesamtbudget könnte im Vergleich zur aktuellen Periode geringer ausfallen.
„An den Grenzen spürt man, dass es zwischen den Mitgliedstaaten noch Unterschiede gibt. Interreg wird gebraucht, damit Europa weiter zusammenwächst. Heute ging es um Kohäsion – und ich glaube, die Europäische Kommission konnte das heute auch sehen“, sagte Janosch Nieden zum Abschluss.
Prof. Dr. Michael Frey vor dem Zimmer-Panzer, Symbol der Befreiung Straßburgs, zum Abschluss des grenzüberschreitenden Spaziergangs. © Fabian Gomond