Der Museums-Pass-Musées

Am Hartmannswillerkopf erklimmt der Museums-Pass den Menschenfresser-Berg

Ende August entdeckten die deutschen, französischen und schweizerischen Mitglieder des "Museums-Pass-Musée" das schreckliche Schlachtfeld, auf dem im Ersten Weltkrieg 7.500 Männer ihr Leben verloren. Ein Ort, der die Besucher betroffen macht.

HKW Romain Gascon
© Romain Gascon

Im Schützengraben, der zu den vordersten deutschen Frontlinien des Hartmannswillerkopfs (HWK) führt, nähert sich unserer Gruppe einer anderen, deren Stimmen aus der Ferne französisch klingen. Als deutscher Soldat war man damals jetzt in Alarmbereitschaft oder musste vielleicht dem Tod erneut ins Auge sehen. Doch wir befinden uns nicht im Dezember 1915, auf dem Höhepunkt der Kämpfe, die auf diesem bedeutenden Schlachtfeld der Westfront des Ersten Weltkriegs tobten. Mehr als ein Jahrhundert nach dem Waffenstillstand begegnen sich an diesem Mittwoch, dem 27. August, an den Hängen des elsässischen Gipfels, auf dem 7.500 Männer fielen und 35.000 verwundet wurden, nur friedliche Gruppen. Sie sind gekommen, um an dem neuen „exklusiven Ereignis“ teilzunehmen, das vom Museums-Pass-Musées (MPM) organisiert wird. Das ist eine Art Eintrittskarte für 360 Museen, Parks und Gärten am Oberrhein bis hin nach Lothringen.

Der Menschenfresser-Berg

Diese exklusiven Veranstaltungen finden einmal im Monat statt, üblicherweise am Abend in Form einer Führung, gefolgt von einem Buffet. An diesem Tag auf dem HWK entdeckt die rund hundertköpfige Gruppe deutscher, französischer und schweizerischer Besucher jedoch eine neues Konzept, das sich über einen ganzen Nachmittag bis in den frühen Abend erstreckt. Fast drei Stunden lang streifen sie, nach Sprachgruppen aufgeteilt, unter der Leitung mehrsprachiger Führer durch das Labyrinth von Schützengräben, das von betonierten Unterständen und Schießstellungen durchzogen ist. Beide Seiten nannten diesen Berg den „Menschenfresser“.

HKW - Romain Gascon

© Romain Gascon

Hier am HWK sind Front und Niemandsland stark komprimiert. Mitunter trennen kaum zehn Meter die beiden Linien. Man hört und sieht den Gegner. Man hört auch den Kameraden sterben, den man nicht bergen kann“, berichtet ergriffen Fabien Dreyfus, Führer am HWK.

Das Geheimnis der Scharlachfarbe

Während der Wald das Gelände mühsam zurückerobert und Stacheldraht, Spanische Reiter und eiserne ‚Schweineschwänze‘ freilegt, häufen sich die Entdeckungen wie bei Gravelotte. Angespornt von der Neugier der Teilnehmer erklärt uns der Führer, dass die französischen ‚Scharlachuniformen‘ aufgegeben wurden. Sie konnten nicht mehr produziert werden, weil dieses Rot von den Deutschen in elsässischen Fabriken hergestellt wurde. Er berichtet auch von Soldaten, die sich in den Schützengräben verirrten, mit teils dramatischen Folgen. Durch die Lage am östlichen Rand der Vogesenkämme, mit Blick auf die damals deutsche Elsässer Ebene, erschließt dieses Schlachtfeld den Besuchern ein eindrückliches Verständnis des Ersten Weltkriegs.

HKW - Romain Gascon

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Jean Klinkert - Romain Gascon

Jean Klinkert, Präsident des Komitees des Nationaldenkmals HWK. © Romain Gascon

„Man kann sich kaum vorstellen, dass hier am 21. und 22. Dezember 1915 20.000 deutsche und französische Soldaten gegeneinander gekämpft haben! Heute ist der HWK ein friedvoller Ort der Geschichte und des Gedenkens. Der MPM verkörpert diesen Willen zur Freundschaft und zu Beziehungen zwischen unseren drei Grenzregionen. Diese exklusive Veranstaltung ermöglicht es, unsere Stätte einem motivierten Publikum näherzubringen, das zugleich über Mundpropaganda und soziale Netzwerke als Multiplikator wirkt“, erklärt Jean Klinkert, Präsident des Komitees des Nationaldenkmals HWK.

Vom Hass zur Freundschaft

Gestärkt brechen die Besuchergruppen zum Nationaldenkmal und zum deutsch-französischen Historial des HWK auf, die an die Nekropole und das Schlachtfeld angrenzen. Die Dauerausstellung des Historial bildet den Schluss der Führung und weitet den Blick auf den gesamten Konflikt. Die Gedenkstätte zeichnet die Entwicklung der deutsch-französischen Beziehung nach: vom Hass bis hin zur Freundschaft.

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Gilles Meyer - Romain Gascon

Gilles Meyer, Direktor des Museums-Pass-Musées. © Romain Gascon

„Diese exklusiven Veranstaltungen, die wir jeden Monat organisieren, haben das Ziel, unsere drei Völker zusammenzubringen und ihnen die Partnerstätten näher zu bringen. Als ich im März die letzte Ausstellung des Historial des HWK besuchte, schlug ich Florian Hensel [Direktor des Komitees des Nationaldenkmals HWK, Anm. d. Red.] vor, eine Veranstaltung zu organisieren, um die Stätte Menschen vorzustellen, die sie noch nicht kennen“, erklärt Gilles Meyer, Direktor des MPM.

Noch bis November zeigt die Sonderausstellung ‚Die Menschenfresserin‘ die Kämpfe, die im Dezember 1915 rund um den Vogesengipfel stattfanden. Die nächste exklusive Veranstaltung des MPM findet am 16. September in der Kunsthalle Messmer in Riegel am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg statt. Die Veranstaltungen werden in den Newslettern des MPM angekündigt, die man auf der Website abonnieren kann.

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© Romain Gascon

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