Das Buch „Derrière le masque“ weckt Erinnerungen der FC-Metz-Fans
Sylvain Kastendeuch, ehemaliger Verteidiger des FC Metz und Nationalspieler
Sylvain Kastendeuch, ehemaliger Verteidiger des FC Metz und neunmal für Frankreich nominiert, bestritt über 500 Spiele für den Club. Mit 62 Jahren veröffentlicht er „Derrière le masque“, in dem er seine Karriere von der Coupe de France 1984 bis zum Finale der Coupe de la Ligue 1999, seine Erinnerungen und Anekdoten sowie sein Engagement in Metz unter Jean-Marie Rausch und seine Verbundenheit mit der Mosel beschreibt.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Buch zu schreiben?
Ich wollte schon lange meine Erfahrungen teilen. Wahrscheinlich bin ich der einzige Spieler, der die gesamte Zeitspanne von der Coupe de France 1984 bis zum Finale der Coupe de la Ligue 1999 durchlebt hat. Das ist selten und einzigartig, und ich wollte es erzählen.
Während meiner Pariser Jahre als Mitpräsident der Spielergewerkschaft war mein Alltag wahnsinnig schnell: TGV-Fahrten, Hin- und Rückreisen, Treffen mit der LFP, Gehaltsverhandlungen.
Jetzt, mit 62 Jahren, konnte ich mich setzen, und das Treffen mit Pierre Théobald war der Auslöser. Er schlug mir vor, das Buch gemeinsam zu schreiben. Ich sehe heute, wie es die Erinnerungen der Fans weckt. Durch meine Geschichte tauchen sie mit Emotionen wieder in diese Jahre ein.
Worum geht es in Ihrem Buch?
Ich wollte kein reines Spielverzeichnis schreiben. Mir ging es darum, das zu erzählen, was hinter den bekannten Erinnerungen steckt: Zweifel, Rückschläge, Wendepunkte und kleine Misserfolge, die einen Lebensweg prägen. Mein Gedächtnis wurde dabei regelrecht „reaktiviert“. Mein Vater hat rund fünfzig Alben aufbewahrt: Zeitungsartikel aus den 80ern, Trainingsfotos, Einberufungen in Jugendnationalteams und Briefe des Clubs. Beim Durchblättern tauchten Erinnerungen auf, die ich verloren geglaubt hatte.
Im Buch gibt es Passagen, die ich nie erzählt habe. Zum Beispiel mein erstes Jahr am Robert-Schuman-Gymnasium. Aus einer kleinen Schule in ein Gymnasium mit 1.200 Schülern zu wechseln, war ein Schock. Mit 15 Jahren waren Internat und Ausbildungszentrum eine harte Erfahrung. Meine Eltern ahnten es ein wenig, aber sie wussten nicht, wie tief meine Qualen gingen. Es gibt auch meine Entlassung aus Saint-Étienne, meinen Aufenthalt in der französischen Nationalmannschaft, das Bataillon de Joinville … Vieles wussten nicht einmal meine engsten Verwandten.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Metz, zur Mosel, zur Lorraine?
Ich bin sehr glücklich, den Großteil meiner Karriere in Metz verbracht zu haben. Dort fühlte ich mich zugehörig. Carlo Molinari, Marcel Husson, Joël Muller … Wir arbeiteten alle in die gleiche Richtung. Präsident, Trainer und ich als Kapitän bildeten das Rückgrat des Clubs. Die Werte waren geteilt, große Reden brauchten wir nicht. Wir vermieden Fehltritte und schützten das Image des Vereins. Als ich nach Saint-Étienne oder Toulouse ging, habe ich andere Erfahrungen gemacht. Das ist lehrreich und macht einen reifer, aber diesen Zusammenhalt habe ich nie wiedergefunden. Metz blieb mein Heimathafen.
Und dann ist da noch die Geschichte des Territoriums. Ich komme aus einem Stahlwerktal, Hayange-Algrange. Als wir 1984 die Coupe de France gewannen, war das das Ende der Hochöfen, die Fabriken schlossen, ganze Familien mussten sich umorientieren. Ein sozialer und wirtschaftlicher Umbruch. In Metz geht es nicht nur um Fußball. Die Bevölkerung erträgt Schocks, steht wieder auf und hält zusammen. Man kann diesen Club nicht verstehen, ohne das zu spüren. Das Grenat-Trikot steht für diese Ausdauer.
Was behalten Sie von Ihrem politischen Engagement als Sportdezernent in Metz zwischen 2001 und 2008?
Ich habe mich immer für das lokale Leben interessiert. Als Jean-Marie Rausch sein Kommunalteam vorbereitete, besuchte ich bereits als einfacher Zuschauer die Stadtratsitzungen. Ich wollte verstehen, wie eine Kommune Entscheidungen trifft.
Von 2001 bis 2008 erlebte ich ein sehr konkretes Mandat. Als Sportdezernent konnte ich zur Wiederinbetriebnahme von Hallen nach dem Brand des Palais des Sports beitragen, Amateurvereine unterstützen und die städtische Infrastruktur modernisieren.
Welche Bedeutung haben die grenzüberschreitenden Verbindungen für den FC Metz, etwa mit RFC Seraing in Belgien?
Metz liegt an einem besonderen Ort in Europa. Wenn man für diesen Club spielt, merkt man, dass die Grenze kein Hindernis ist, sondern eine Art Atemraum. Luxemburger, Deutsche und Belgier sind schon lange als Fans dabei. Die Zusammenarbeit mit Seraing passt in dieses Bild. Sie ist nicht künstlich, sondern natürlich. Metz öffnet sich nach außen. Ich glaube, das ist eine Stärke. Grenzstädte sind oft Durchgangsorte, Begegnungsorte. Das prägt Identität. Metz hat diese Identität: stark, offen, verwurzelt.
La couverture de la biographie Derrière le masque de Sylvain Kastendeuch. © DR.