Rheinland-Pfalz – Grand Est

Eine resistente Rebsorte aus der Pfalz wird in Frankreich immer präsenter

Calardis Blanc, eine besonders pilzresistente Rebsorte, wurde vom Julius Kühn-Institut in Siebeldingen entwickelt. Diese aus einer Kreuzung hervorgegangene Rebsorte wurde gerade in Frankreich zugelassen, auf Initiative eines französischen Rebgärtners, und kann bald in ganz Europa angebaut werden.

Palatinat nouveau cépage
©Zeichnung André Faber

Eine neue weiße Rebsorte, Calardis Blanc, wurde gerade in Frankreich zugelassen, deren Name von einem ehemaligen Kloster an der Weinstraße der Südpfalz inspiriert ist.

Kleiner Rückblick: Calardiswilre ist der historische Name des Geilweilerhofs, einem Weingut in einem typischen Weindorf zwischen Neustadt an der Weinstraße und Karlsruhe. Dort befindet sich das Rebenzüchtungszentrum des Julius Kühn Instituts, eines von drei Zentren in Deutschland mit Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) und Geisenheim (Hessen). Die neue Rebsorte, die aus einer Kreuzung des Julius Kühn Instituts hervorgegangen ist, wurde passenderweise „Calardis Blanc” getauft. Ihre wichtigste Eigenschaft ist neben anderen Fähigkeiten, dass sie mehrere Resistenzen gegen Pilze wie Mehltau, Oidium und Schwarzfäule vereint. Dies ist ein wichtiger Vorteil, insbesondere für die Weinberge im Norden Frankreichs und in der Region Grand Est.

„Eine kleine Revolution”

Am 29. Juli dieses Jahres wurde der Winzer Mercier, mit Sitz in Vix in der Vendée, mit der Erhaltung des Calardis Blanc beauftragt, nachdem dieser in den offiziellen Katalog der in Frankreich angebauten Pflanzenarten und -sorten aufgenommen worden war.

Palatinat nouveau cépage

Olivier Zekri, stellvertretender Direktor der Rebgärtner Mercier und Leiter ihres Forschungslabors Novatech. DR

„Mercier hat 2018 mit der Züchtung neuer Sorten begonnen und ist nun Sortenauswähler, was in unserer Branche eine kleine Revolution darstellt. Wir wollten uns emanzipieren”, erklärt Olivier Zekri, stellvertretender Direktor der Gruppe Mercier und Leiter ihres Forschungs- und Entwicklungslabors Novatech. Die Sortenauswahl wird in der Regel von der öffentlichen Forschung über das Nationale Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt und des Französischen Instituts für Weinbau und Wein verwaltet.

Rebsorten und Krankheiten

Da Merciers Umsatz zu einem großen Teil aus dem Export stammt, ist dies ein wichtiger Schritt. Das Unternehmen muss auf „ein dringendes Problem reagieren, das sich seit 2017 immer weiter verschärft: Die Rebsorten werden durch Krankheiten immer anfälliger“, fährt Olivier Zekri fort. Hintergrund ist eine Weinbaubranche, die insbesondere unter dem Klimawandel leidet, sowie die Notwendigkeit, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, darunter Fungizide, zu reduzieren, während die Verwendung von Schwefel und Kupfer, die in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt werden, keine hunderprozentige Wirkung zeigen.

Der französische Rebgärtner hat daher Arbeits- und Entwicklungsbeziehungen zu italienischen und schweizerischen Rebzüchtungsinstituten sowie auf deutscher Seite zum Julius Kühn-Institut geknüpft. In Deutschland „gibt es immer mehr verschiedene Sorten“, beobachtet der stellvertretende Direktor. 

Der Vertrag mit dem Institut ermöglicht es der Mercier-Gruppe, die Sorte Calardis Blanc in Frankreich, aber auch unter anderem in der Europäischen Union (außer in Deutschland, wo diese Rebsorte 2020 vom Bundessortenamt zugelassen wurde), in Großbritannien, Chile und Argentinien zu vermarkten.

Neutrale oder aromatische Weine

Diese Sorte entstand aus einer sogenannten interspezifischen Kreuzung zwischen Calardis Musqué und Seyve Villard 39-639. „Calardis Blanc ergibt neutrale oder aromatische Weine. Er eignet sich hervorragend für die Herstellung von Basisweinen für Schaumweine und Stillweine“, beschreibt Olivier Zekri. Er ist früher reif als der Riesling und bekannt für seinen guten Ertrag und sein nicht allzu hohes Alkoholpotenzial. Dennoch „haben wir noch nicht genug Erfahrung damit. Wir müssen ihn testen. Ab nächstem Jahr wird er tatsächlich vertrieben. Das wird das entscheidende Kriterium sein.” 

Nicht zu vergessen der Weinkeller

Die Zusammenarbeit zwischen der französiche Mercier und dem JKI in Siebeldingen,dessen Leiter, Dr. Oliver Trapp, kürzlich in Vendée war, wird fortgesetzt, um neue Sorten zu testen, die derzeit in Rheinland-Pfalz entwickelt werden.

Das JKI, das 1993 den Calardis blanc entwickelt hat, forscht seit den 1970er Jahren verstärkt an pilzresistenten Sorten, von denen die bekannteste die rote Rebsorte Régent ist. Das Weingut Geilweiherhof verfügt übrigens auch über einen Weinkeller und verkauft Weine, die nicht nur aus gängigen Rebsorten wie Riesling und Chardonnay, sondern auch aus anderen Sorten wie dem Calardis blanc musqué gekeltert werden.

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Der weiße Calardis ist insbesondere für die Herstellung von Schaumweinen interessant. ©Groupe Mercier

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