Ein in Frankreich einzigartiges Gewächshaus im Kampf gegen das Weinsterben

Krankheiten, Virosen und der Klimawandel machen den Weinbergen schwer zu schaffen. Die Zeichen ihres Absterbens sind seit 2015 besonders deutlich sichtbar. Logischerweise ist die Nachfrage nach gesunden Rebstöcken und angepassten Sorten stetig gestiegen, ja geradezu explodiert. Im Burgund beispielsweise ist der Bedarf an neuem Rebenpflanzgut in den letzten zehn Jahren um 25 % gestiegen. Das sind Rebstöcke, die als Ausgangsmaterial für den Weinbau dienen. 

Als Antwort auf diese Herausforderungen haben sich drei der größten Weinbaugebiete Frankreichs dazu entschlossen, gemeinsam voranzugehen: Champagne, Burgund, Beaujolais und Jura. Sie haben eine beispiellose Zusammenarbeit begonnen, aus der ein in Frankreich einzigartiges Gewächshaus hervorgegangen ist. Diese Produktionsstätte für Pflanzenmaterial mit dem Namen Qanopée wurde am Freitag, dem 22. Juni, in der Champagne, in Blancs-Côteaux, in der Gemeinde Oger (Marne), eingeweiht. Ziel ist es, eine nachhaltige Versorgung mit Pfropfreisern (dem oberirdischen Teil des Rebstocks) und Unterlagen (dem Wurzelteil) zu gewährleisten. Die französischen Rebstöcke werden seit der Phylloxera-Krise (kleine Reblaus) Ende des 19. Jahrhunderts veredelt. Die Veredelung von Weinreben ist ein gängiges Verfahren im Weinbau, bei dem zwei Pflanzenteile verbunden werden, die Wurzel mit dem Edelreis, dem Teil das später die Früchte trägt.

"Die Mobilisierung von drei Regionen, sechs Départements und vier Weinbaugebieten hat Modellcharakter. Die Zukunft unserer Weinberge hängt von einer Einrichtung wie dieser ab. Ich hoffe, dass sie andere inspirieren wird", sagte Franck Leroy, Präsident der Region Grand Est, der kürzlich zum Vorsitzenden der Versammlung der europäischen Weinbauregionen (Arev) gewählt wurde. David Chatillon, Co-Präsident des Comité Champagne, der den Branchenverband vertritt, betonte: "Die großen Herausforderungen in der Landwirtschaft und durch den Klimawandel lassen sich nicht allein bewältigen”.

Von Aligoté über Voltis, Chardonnay, Gamay, Savagnin bis hin zu allen Pinot-Nuancen,  zahlreiche traditionelle Rebsorten und auch resistente Sorten sind Teil des Projekts Qanopée. Physikalisch gesehen verfügt das Gebäude in der berühmten Côte des Blancs über ein großes bioklimatisches „insektengeschütztes“ Gewächshaus mit einer Fläche von 4.500 m². Die ersten Setzlinge kamen im letzten April in diese geschlossene Umgebung, um sie vor Krankheitsüberträgern (Kurzknöterich, Goldene Flaveszenz, Pinot-Gris-Virus...) zu schützen. Die ersten Reben werden voraussichtlich schon nächstes Jahr verfügbar sein.