Elsass - Baden

Wie Straßburg und Karlsruhe ihre Räume zusammen transformieren

Seit zwei Jahrzehnten verfolgen Straßburg und Karlsruhe einen ähnlichen Weg zur Stadtentwicklung: Beide Agglomerationen haben der Umwandlung von Brachflächen Priorität eingeräumt. Ein Treffen, das diesen Herbst vom regionalen Ressourcenzentrum Envirobat Grand Est in Straßburg organisiert wurde, hat diese Strategien hervorgehobt.

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Das Projekt der Zwei Ufer in Straßburg. © Agence TER

Eric Chenderowsky und Anke Karmann-Woessner teilen sich die gleiche Funktion als Stadtplanungsdirektoren, jeweils in Straßburg und Karlsruhe. Sie verfolgen auch auf beiden Seiten des Rheins die gleiche Vision in Bezug auf die Flächennutzung: dem unbegrenzten Verbrauch von Grundstücken ein Ende setzen und stattdessen den Bau auf bereits bebauten Flächen fördern. Das verlangen nämlich die nationalen Vorschriften. In Frankreich legt das Gesetz „Klima und Resilienz” von 2021 den Grundsatz der „zéro artificialisation nette" fest, der vorsieht, dass Neubauten auf noch unberührten Flächen vermieden oder, falls dies nicht möglich ist, durch die Schaffung von Naturräumen kompensiert werden sollen. In Deutschland umfasst die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung unter anderem das Ziel, den Verbrauch von Naturboden zu reduzieren.

Städte an der Spitze

Beide Ballungsräume haben jedoch nicht auf ihre staatlichen Regierungen gewartet, um diese Veränderung umzusetzen. Für beide begann der Wandel in den 1990er Jahren und wurde in Dokumenten zu Beginn dieses Jahrhunderts konkretisiert. In Straßburg legt der Raumordnungsplan (Scoters) von 2006 die Regel der Grundstückskonsumbremse fest. Gleiches gilt für die Leitpläne von Karlsruhe aus dieser Zeit.

Daraus resultieren symbolträchtige Projekte zur „Rückeroberung der Stadt durch die Stadt”. Auf der elsässischen Seite wird das Projekt „Deux-Rives“ rund 250 Hektar vom Süden der Innenstadt bis zum Rhein umgestalten und insgesamt 1,4 Millionen m² neu entwickeln. Der erste Teil nahe der historischen Altstadt wurde schon ab 1998 erneuert. Ab 2009 begann eine noch größere Phase: Auf ehemaligen Hafenflächen entsteht ein neuer Stadtteil Richtung Rhein. Bis Anfang der 2030er Jahre sollen dort über 450.000 m² Wohnraum – also etwa zwei Drittel des Projekts – sowie Büros, öffentliche Einrichtungen und weitere Nutzflächen entstehen. Erste Gebäude sind bereits fertiggestellt und in Nutzung.

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Eric Chenderowsky, Direktor für Stadtplanung und Raumordnung bei der Eurometropole Straßburg. © Strasbourg Eurométropole

Der grenznaheste Teil unserer Metropole ist auch der ehrgeizigste in Bezug auf die Stadterneuerung. Er spiegelt die Projekte unserer Nachbarn wider“, betont Eric Chenderowsky, Direktor für Stadtplanung und Raumordnung bei der Eurometropole Straßburg.

Tabakfabriken

Auch bei der Umnutzung von Industrie- oder Brachflächen ist Straßburg zu einer französischen Referenz geworden. In der ehemaligen Tabakfabrik im Stadtzentrum entstand bis Anfang der 2020er-Jahre ein Standort für Lehre und Forschung, Jugendwohnen sowie künstlerische Produktion.

Es ist ebenfalls die „Alte Tabakfabrik“, die die Umgestaltung des Industriegebiets prägt, das die Stadt Karlsruhe als ihr Vorzeigeprojekt für Revitalisierung betrachtet. Seit zwei Jahren bildet der Standort das Herzstück des Projekts für das 61 Hektar große Gebiet „Grünwinkel“, für das ein Masterplan die Aufteilung zwischen bestehenden und neuen Flächen sowie die verschiedenen Nutzungen festlegt.

 

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Anke Karmann-Woessner, Leiterin des Stadtplanungsamtes der Stadt Karlsruhe. © IBA 27

Mit Grünwinkel wollen wir Antworten auf folgende Fragen finden: Wie lassen sich eine höhere Dichte und eine bessere städtische Qualität gleichzeitig erreichen? Wie können städtebauliche Prinzipien genutzt werden, um eine klimaoptimierte und flächeneffiziente Nutzung des Areals zu erreichen? Was zeichnet ein innenstädtisches Gewerbepark der Zukunft aus?“, fragte sich Anke Karmann-Woessner, Leiterin des Stadtplanungsamtes der Stadt Karlsruhe.

Die badische Agglomeration kann sich dabei an dem orientieren, was sie bereits mit ihren ehemaligen Schlachthöfen unternommen hat. Dieses sieben Hektar große Areal wurde über fast zwanzig Jahre schrittweise umgestaltet. Heute umfasst es 40.000 m² Gewerbeflächen, in denen etwas mehr als 1.200 Menschen für verschiedene Unternehmen arbeiten – rund um das „K3“, ein Zentrum für die kreative und kulturelle Wirtschaft.

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Die umgestaltende Alte Tabakfabrik in Karlsruhe. © Stadt Karlsruhe

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