Oberrhein

„Die Drei Ecken“ gestaltet eine künftige grenzüberschreitende Musikszene

Das von der Hochschule für Kunst des Rheinlandes in Elsass getragene Interreg-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die vielfältige zeitgenössische Musikszene am Rhein bis Ende 2028 zu strukturieren und zu professionalisieren.

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© Thais Breton

An den drei Ecken des Oberrheins erklingen zeitgenössische Musikschöpfungen in Hochschulen und international renommierten Veranstaltungsorten. Ein im vergangenen August gestartetes Interreg-Projekt mit dem Titel Die Drei Ecken will die Ausbildungswege und das kulturelle Angebot von acht dieser Institutionen bündeln, um bis Ende 2028 eine grenzüberschreitende Szene und professionelle Branche aufzubauen – unter der Federführung der elsässischen Haute école des arts du Rhin (Hear).

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Stéphane Sauzedde, Direktor der Hear. © HEAR - Agathe Perrenoud

„Als ich vor zweieinhalb Jahren die Leitung übernommen habe, war ich von der kreativen Fülle der Region begeistert. Die großen Einrichtungen führten viele Initiativen durch, aber sie hatten nicht darüber nachgedacht, was wir gemeinsam aufbauen könnten. Die acht Partner haben sich sehr schnell zur Gründung dieses Konsortiums bereit erklärt“, berichtet Stéphane Sauzedde, Direktor der HEAR und Initiator von Die Drei Ecken.

Festivals und Sonic Space

Die HEAR bildet jedes Jahr in Straßburg und Mülhausen 800 Künstlerinnen und Künstler in Musik, Klang- und bildender Kunst sowie im Textilbereich aus. Die Drei Ecken vereint neben ihr zwei bedeutende Hochschulen für zeitgenössische Musik am Oberrhein. Die renommierte Hochschule für Musik Freiburg bietet 700 Studierenden und über 60 Promovierenden individuell ausgerichtete künstlerische, pädagogische und wissenschaftliche Studiengänge an und verfügt mit dem Institut für neue Musik über eine eigene Abteilung für zeitgenössische Musik. Sonic Space Basel, die Plattform der Hochschule für Musik Basel (FHNW, Fachhochschule Nordwestschweiz), bildet ein Labor an der Spitze der transdisziplinären Forschung zur Klanggestaltung. Zu den Partnereinrichtungen auf der Seite der Veranstaltungsorte zählen die Donaueschinger Musiktage und das Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM) in Baden-Württemberg, die Gare du Nord in Basel sowie die Festivals Musica in Straßburg und Météo in Mülhausen.

Ein Musik-Inkubator

Das Projekt gliedert seine Ziele in drei Achsen. „Es ist das erste Mal, dass die Partnerinstitutionen gemeinsame Strukturen für Ausbildung, Professionalisierung und Aufführung kombinieren“, betont Stéphane Sauzedde. Wie in einem Musik-Inkubator werden Schulungen, Workshops und spezielle Büros die Studierenden so begleiten, dass sie sich in allen drei Ländern professionell entfalten können. Jährlich werden sechs bis zwölf neue Werke entstehen. Die Aufführung und die Publikumsentwicklung werden durch aufeinander abgestimmte Spielzeiten der drei Festivals und der beiden Aufführungsorte unterstützt.

„Ich erwarte, dass die bisher lose künstlerische Zusammenarbeit, die zwischen manchen der Institutionen bestehtsoweit verfestigt, dass der Austausch in Zukunft fester Bestandteil der Strukturen wird, denn der soziale, künstlerische und logistische Mehrwert dieser Kooperation ist aus meiner Sicht unumstritten. (...) [Die Drei Ecken ist auch] eine sehr grosse Chance, bereits während ihres Studiums ein grösseres Netzwerk aufzubauen, was im Musikerberuf von entscheidender Bedeutung ist“, betont Prof. Uli Fussenegger, Leitung Sonic space basel.

Die Aktivitäten in den „Experimentierzonen“ haben begonnen. Letzten September haben die Donaueschinger Musiktage, das Festival Musica und der Verein Global Forest einen ersten Aufruf zur Bewerbung für eine Residenz 2026 in Sankt Georgen im Schwarzwald gestartet. Das Festival Musica hat eine Auftragsarbeit beim elektronischen Musikproduzenten Aho-SSAN vergeben, der zudem in einem Studio der HEAR arbeiten wird, um die Studierenden zu beraten. Vom 12. bis 14. November wird die Künstlerin Anne Le Troter an der elsässischen Schule tätig sein und Klangstücke durch Knochenleitung herstellen, indem sie Objekte mit dem Mund berührt. Die Website Die Drei Ecken soll 2026 online gehen und insbesondere die wichtigen Akteure der zeitgenössischen Musik erfassen.

„Unsere Studierenden erinnern uns immer wieder daran, dass viele großartige Dinge in einem Umkreis von 100 km entstehen können. Lokale Verankerung mit einer globalen Vision zu verbinden – vielleicht heißt das, zeitgenössisch zu sein. Die Nähe der drei Länder erleichtert diese postgrenzüberschreitende Mikro-Utopie, da sie das Risiko der Selbstisolation vermeidet“, merkt Stéphane Sauzedde an. Um diese grenzüberschreitende musikalische Zukunft zu realisieren, verfügt Die Drei Ecken über ein schönes Budget von fast 2,1 Millionen Euro, davon etwas mehr als eine Million Euro kofinanziert von der Europäischen Union.

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© Alexandre Schlub

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