"Wir sind die Übermittler der Geschichte der Moselle"
Patrick Weiten, Präsident des Eurodepartements Moselle
An diesem Sonntag, dem 16. März, organisiert der Gedenktag der Moselle in Bitche die Feier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Departements nach sieben Monaten der Kämpfe. Der Präsident des Departementsrats, Patrick Weiten, sieht in dieser Veranstaltung den Höhepunkt einer dreistufigen Erinnerungspolitik: Annektierte Moselle (2022), Gequälte Moselle (2023) und nun Befreite Moselle in diesem Jahr.

Die Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung der Moselle bilden den Abschluss eines mehrjährigen Gedenkzyklus. Warum wurde diese Erinnerungsfolge so organisiert?
Das Projekt entstand 2020 bei einem Gespräch mit dem ehemaligen Präsidenten des Departements Vienne, Bruno Béchin. Über die Partnerschaften zwischen mehreren Gemeinden der beiden Departements und schließlich zwischen den Departements selbst zur Erinnerung an das 80. Jubiläum der Evakuierung der Mosellaner hinaus stellten wir fest, dass die Verbindungen zwischen den Familien der 300.000 evakuierten Mosellaner und den 48 aufnehmenden Departements nach wie vor lebendig sind.
Ich habe versucht, mir diese Situation vorzustellen: die Annexion zu erleiden, 600 Kilometer von zu Hause entfernt in Viehwaggons deportiert zu werden und sich dann doppelt entwurzelt zu fühlen, erst bei der Ankunft aufgrund der sprachlichen Besonderheiten und dann bei der Rückkehr, als die Mosellaner in ihr von der NS-Kultur geprägtes Departement zurückkamen.
Lange Zeit schwiegen die Menschen, die diese Tragödie erlebt hatten. Doch die Begegnungen im Rahmen der Partnerschaften weckten Erinnerungen und brachten tragische oder bewegende Geschichten wieder ans Licht: von mosellanischen Kindern, die sich im Exil trafen und später heirateten, von dem Drama in Oradour-sur-Glane, wo Mosellaner verbrannten, oder von Familien, in denen ein Sohn sich dem Widerstand anschloss, während der andere zwangsweise in der deutschen Wehrmacht an der Ostfront kämpfte.
Die Erinnerung war erwacht, und da sie lebendig war, musste sie weitergetragen werden. Auf die entwurzelte Moselle folgte die annektierte Moselle und dann die gequälte Moselle, wie es durch das Fort Queuleu in Metz, das Widerstandsnetz Mario oder die ins KZ Struthof deportierten Gegner belegt wird. Wir sind die Übermittler der Geschichte der Moselle. Die gewählten Vertreter folgten diesem Ansatz, der Jugendrat des Departements engagierte sich, und wir nutzten alle möglichen Medien – den Comic "Moselle déracinée", das Theaterstück "Soudain nous sommes partis", Ausstellungen im Schloss Malbrouck, Filme – um den Mosellanern zu helfen, sich mit ihrer Geschichte zu versöhnen. Im November 2024, als Präsident Emmanuel Macron das Elsass-Moselle-Memorial in Schirmeck besuchte, sprach ich ihn auf das Schicksal der "Malgré-Nous" (Lothringer und Elsässer, die gegen ihren Willen in die Wehrmacht oder Waffen-SS einziehen mussten, Anm. d. Red.) an. Das Gespräch dauerte zwei Stunden, und diese Geschichte wird nun in Schulbüchern verankert sein.
Ihr drittes Mandat, das 2021 begann, widmet sich stark der Erinnerung und dem Tourismus. Warum?
Weil diese Politik zur Identität und Sichtbarkeit der Moselle beiträgt. Bei meiner Wahl 2011 war die Kulturpolitik meines Vorgängers Philippe Leroy bereits sehr dynamisch. Es war die Zeit der großen Ausstellungen wie "Toison d'or" und der Einrichtung des Moselle-Netzwerks historischer Stätten. Ich führte diesen Weg mit dem Bau des Museums von Gravelotte und des Annexionsmuseums weiter, das 2014 eingeweiht wurde.
Tourismus und Kultur vermischten sich allmählich. 2019 führten wir eine Tourismuspolitik ein, die sich sowohl an die Mosellaner selbst als auch an Besucher von außen richtete, denn ich war überzeugt, dass die Moselle nicht angemessen wahrgenommen wurde. Durch den Ausbau der Hotellerie und der regionalen Wirtschaftskreisläufe sowie die Organisation großer Veranstaltungen wie die Weihnachstmärkte, die "Noëls de Moselle", steigerten wir die Attraktivität des Departements.
Hat diese kulturelle und touristische Initiative die Beziehungen der Moselle zu ihren Nachbarn gestärkt?
Ja, auch wenn der Austausch noch begrenzt ist. In den letzten Jahren haben sich auch unsere Nachbarn weiterentwickelt. Luxemburg hat sich ein touristisches Image aufgebaut, das Saarland setzt auf seinen industriellen Tourismus, Trier verfügt über ein renommiertes Kulturerbe mit der Porta Nigra... Die Partner der Großregion haben sich positioniert. Nun gilt es, ein gemeinsames Erbe hervorzuheben, wie den Weinbau. Das Museum von Gravelotte und das Haus von Robert Schuman sind Hebel, auf die sich die Zusammenarbeit stützen kann.
Der 9. Mai ist der 75. Jahrestag der Erklärung von Robert Schuman. Diese Rede, die die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) einleitete und die Grundlagen der Europäischen Union legte, sollte sie aktualisiert werden?
Nein. Diese Erklärung muss nicht überarbeitet werden, da sie weiterhin aktuell ist. Schumans Europa war nicht nur das Europa von Kohle und Stahl. Es war ein geeintes Europa, das Europa der Bürger. Wir werden dieser Feier am 9. Mai eine besondere Bedeutung verleihen. Ich habe die höchsten Persönlichkeiten aus Luxemburg, dem Saarland, Belgien und dem französischen Außenministerium eingeladen. Die französische Regierung umfasst überzeugte "Schumanianer", wie Premierminister François Bayrou. Diese Feier ist von großer Bedeutung, da sie die derzeitige Gedenkpolitik fortsetzt: Die Erklärung von Robert Schuman folgt auf die Befreiung der Moselle fünf Jahre zuvor.
Patrick Weiten, Präsident des Eurodepartements Moselle. Copyright Jean-Christophe Fraisse.