Bas-Rhin - Deutschland

Straßburg eröffnet das erste deutsch-französische Gymnasium im Grand Est

Anfang September haben 70 Zehntklässler ihren ersten Schultag am neuen deutsch-französischen Gymnasium in Straßburg erlebt. Am 9. September besuchte Frank Leroy, Präsident der Region Grand Est, die Schülerinnen und Schüler sowie das Kollegium der zweiten Einrichtung dieser Art in Frankreich.

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© Fabian Gomond

Anfang September begrüßte das deutsch-französische Gymnasium Straßburg die ersten Schüler seiner Geschichte. Bisher gibt es in Frankreich nur eine weitere Einrichtung dieser Art in Buc (Département Yvelines). In Deutschland existieren bereits drei deutsch-französische Gymnasien – in Saarbrücken, Freiburg und Hamburg.

Ein besonderer Schulstart

Die neuen Gymnasiasten stammen überwiegend vom deutsch-französischen Collège in Straßburg, das direkt gegenüber liegt, und 2021 eröffnet wurde. Vier Jahre lang bot es Hunderte Jugendlichen eine bikulturelle Ausbildung. Diese legten das „Brevet“ (Abschluss der Sekundarstufe) mit deutsch-französischer Auszeichnung ab, mehr als ein Drittel erhielt die Bestnote „très bien“ mit einem Durchschnitt von über 16/20 (1,7 oder besser). Nun zählt das deutsch-französische Gymnasium 70 Schülerinnen und Schüler, verteilt auf zwei Klassen der Seconde (10. Jahrgangsstufe).

Einige Schülerinnen und Schüler blicken bereits Richtung Deutschland, andere noch weniger. Gustave und Raphaël, beide schon seit 2021 Schüler des deutsch-französischen Collège, denken noch nicht konkret an ihre berufliche Zukunft. Arnaud hingegen, der aus einer klassischen Schule kommt, hofft, „in Deutschland Medizin zu studieren“. Zunächst muss er jedoch das deutsch-französische Abitur bestehen: Jedes Jahr werden mehrere Fächer auf Deutsch geprüft. Dieses Jahr waren es Geschichte und Sozialwissenschaften.

Das Deutsch-Französische soll keine Abenteuerreise mehr sein

„Ihr seid die erste Generation dieses Gymnasiums, ihr schreibt Geschichte“, betonte Frank Leroy bei seinem Besuch.

Der Präsident des Regionalrats Grand Est beantwortete anschließend Fragen der Jugendlichen zum Schulmaterial oder zu Schüleraustauschen, die vorrangig mit den Partnerschulen in Freiburg, Saarbrücken und Hamburg stattfinden sollen.

 

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Die Schüler tauschen sich mit Frank Leroy aus. © Fabian Gomond

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Rachelle Marx, Schulleiterin des deutsch-französischen Gymnasiums in Straßburg. © Fabian Gomond.

„Wir möchten, dass unsere Kinder Austausche in Deutschland erleben und dass deutsche Lehrkräfte bei uns Praktika machen. Wir sind klar nach Deutschland ausgerichtet. Der Besuch eines deutsch-französischen Gymnasiums soll zur Normalität gehören und nicht mehr als Abenteuer gelten“, erklärt Rachelle Marx, Schulleiterin der Straßburger Einrichtung.

Zwei deutsche Lehrkräfte, die auch ihren Schulbeginn in Frankreich hatten, waren ebenfalls anwesend. Der eine unterrichtete vier Jahre an der Europäischen Schule in Frankfurt, die andere an einer deutsch-spanischen Schule in Hamburg. Beide jedoch hatten bisher noch nie an einem deutsch-französischen Gymnasium gearbeitet.

„Ich kenne das bilinguale System, aber speziell das deutsch-französische Modell entdecke ich erst. In Straßburg gibt es tolle Möglichkeiten, da so viele Kinder zweisprachig aufgewachsen sind“, erklärt eine der beiden neuen Lehrkräfte, die für drei Jahre nach Straßburg gekommen ist.

Das deutsch-französische Gymnasium Straßburg hat zudem eine Partnerschaft mit der Universität Jena (Thüringen) geschlossen, die einem halben Dutzend junger deutscher Lehrkräfte Praktika ermöglicht.

Die Stärke binationaler Familien

Die Schulleitung will vor allem den Schüleraustausch erleichtern. Sobald sich in Deutschland eine Gastfamilie findet, kann ein Schüler für einige Wochen dorthin gehen.

Im Vergleich zum deutsch-französischen Gymnasium in den Yvelines hat das Straßburger Gymnasium durch die Nähe zu Deutschland einen klaren Vorteil.

„In Buc gibt es französische und deutsche Klassen, die getrennt bleiben. Im Elsass hingegen gibt es ein großes deutsch-französisches Umfeld mit vielen binationalen Paaren und Kindern aus zweisprachigen Familien. Bei uns sind französische und deutsche Schüler in derselben Klasse gemischt. Das Gymnasium in Buc will sich von unserem Modell inspirieren lassen“, erklärt Rachelle Marx.

Ein Internat in Sicht?

Das Projekt des deutsch-französischen Gymnasiums wird vom Staat, der Region Grand Est, der Collectivité européenne d’Alsace (Europäische Gebietskörperschaft Elsass) und der Eurométropole Straßburg im Rahmen des Dreijahresvertrags „Straßburg, Hauptstadt Europas“ getragen.

Die derzeitigen Gebäude sind modular und sollen weiterentwickelt werden: In zwei Jahren wird das Gymnasium rund 350 Schülerinnen und Schüler aufnehmen, dank der neuen Jahrgänge. Frank Leroy sprach auch die Möglichkeit eines Internats an, falls „zu viele Schülerinnen und Schüler aus weiter entfernten Regionen kommen“.

Zunächst aber möchte die Region Grand Est den Erfolg des deutsch-französischen Gymnasiums Straßburg sicherstellen, bevor ein weiterer Standort erwogen wird: „In vier oder fünf Jahren, warum nicht?“, schloss Frank Leroy.

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