XXL-Fest im Saarland zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit
Vom 2. bis 4. Oktober feierte das Saarland den 35. Tag der Deutschen Einheit im ganz großen Stil. Rund 240 kulturelle, gastronomische, wirtschaftliche und grenzüberschreitende Stände füllten die Straßen von Saarbrücken, der Gastgeberstadt des Nationalfeiertags.

100 000 Besucher am Donnerstag, 200 000 am Freitag und nochmals 100 000 am Samstag – die Zahlen sprechen für sich. Menschen aus ganz Deutschland und den Nachbarländern strömten nach Saarbrücken, um beim Bürgerfest zum 35. Jubiläum der Deutschen Einheit vom 2. bis 4. Oktober dabei zu sein. Während dieser Zeit waren die öffentlichen Verkehrsmittel im gesamten Saarland kostenlos, und die Innenstadt der Landeshauptstadt verwandelte sich in eine große Festmeile mit Konzerten, Shows, kulinarischen Ständen und Workshops unter dem Motto „Zukunft durch Wandel“.
Alle Augen auf Macron
Es dürfte das Ereignis des Jahrzehnts für die Saarländer gewesen sein. Da das Fest traditionell im Bundesland des amtierenden Bundesratspräsidenten stattfindet, derzeit Anke Rehlinger (SPD), versammelte die Feier der Einheit nahezu die gesamte politische Spitze Deutschlands in Saarbrücken, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz.
Besonderes Aufsehen erregte der Ehrengast: Emmanuel Macron, der erste französische Präsident seit Jacques Chirac im Jahr 2000, der an den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit teilnahm. In der Saarbrücker Kongresshalle sprach Friedrich Merz zunächst über die aktuelle Lage Deutschlands, von den internationalen Herausforderungen bis zu den Erinnerungen an die Wiedervereinigung.
Dann ergriff Emmanuel Macron in fließendem Deutsch das Wort und zitierte Jean Monnet, einen der Gründerväter Europas. Vor 900 Zuhörern verglich er die deutsche Wiedervereinigung mit der europäischen:
„Wir koalieren nicht Staaten, wir vereinen Menschen. Unsere Aufgabe, unsere Pflicht ist es, jeden Tag aufs Neue für diese Vereinigung, für diese Einheit zu kämpfen. Uns jeden Tag aufs Neue dafür einzusetzen. Werden wir dieser Aufgabe gerecht. Es lebe die deutsch-französische Freundschaft. Es lebe das geeinte Europa.“

© Fabian Gomond
Eurometropole in Großbuchstaben
In den Wochen vor dem Fest hatte Anke Rehlinger eine großangelegte Werbekampagne geführt, um auf den außergewöhnlichen Charakter der Veranstaltung aufmerksam zu machen. Das Versprechen wurde gehalten: Von der Europa-Galerie bis zur Mainzer Straße boten rund 240 thematisch gegliederte Stände ein abwechslungsreiches Programm: Gourmet, Tourismus, Saarland, Politik, Musik, Wirtschaft und Innovation. Stets mit einer deutlich spürbaren französisch-deutschen Dimension.

© Fabian Gomond
Passend zum Besuch des französischen Präsidenten zeigten zahlreiche Stände französische Flaggen oder boten Champagner und Macarons an, ein eher ungewöhnliches Bild für ein deutsches Volksfest, das bei den vielen auswärtigen Besuchern Neugier weckte.
Diese Strategie ist von der Eurometropole Saarbrücken bewusst gewählt.

Thomas Blug, Pressesprecher der Stadt Saarbrücken. © Landeshauptstadt Saarbrücken.
„Um unser grenzüberschreitendes Engagement zu zeigen, setzen wir auf Infotainment und Gastronomie. Aber es geht nicht nur um Marketing. Die deutsche Wiedervereinigung wäre ohne die Aussöhnung mit Frankreich nie möglich gewesen. Deshalb wollen wir zeigen, was Europa uns bringt: Frieden, Lebensqualität und Freiheit“, erklärt Thomas Blug, Pressesprecher der Stadt Saarbrücken.
Eine deutsch-französische Straße
Das deutsch-französische Festival setzte sich in einer „Europa-Straße“ fort, in der sich unter anderem das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW), der Eurodistrict SaarMoselle, die Europäische Akademie Otzenhausen, die Maison de la Grande Région und Interreg präsentierten. Auch die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) nutzte die Gelegenheit, um ihre Studiengänge vorzustellen.

Anika Kost, Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Partnerschaften an der DFH (rechts). © Fabian Gomond.
„Wir haben viele Menschen getroffen, die nicht aus der Großregion stammen und wenig über grenzüberschreitende Studienmöglichkeiten wissen. Das ist eine schöne Gelegenheit für die DFH – es ist etwas anderes als die üblichen Veranstaltungen, bei denen die Besucher meist schon gut über das Deutsch-Französische informiert sind“, erklärt Anika Kost, Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Partnerschaften an der DFH.
Innovation und Stahlindustrie
In der Straße der Unternehmen und Innovationen wurde schnell der Ton angegeben. Besucher wurden von humanoiden Robotern mit realistischen Bewegungen begrüßt. Die Roboter hat Bechtle entwickelt, ein Schwergewicht der europäischen IT-Branche, das 2020 eine Niederlassung in Saarbrücken eröffnet hat.
Doch der Star dieser Wirtschaftsmeile stammt aus dem Saarland: die Stahl-Holding-Saar (SHS), zu der Saarstahl und Dillinger gehören, einer der größten privaten Arbeitgeber des Saarlandes. Am 5. September unterzeichneten SHS und das französische Unternehmen Verso Energy einen wichtigen Vertrag für das Wasserstoff-Dekarbonisierungsprojekt Power4Steel.

Stefan Rauber, Vorstandsvorsitzender von SHS. © SHS.
„Unser Stand zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Die Besucher interessieren sich sowohl für unser Projekt Power4Steel als auch für den Ausbildungsbereich, den wir hier vorstellen. SHS hat intensiv über die Zusammenarbeit mit Verso informiert, aber wir nutzen diese Gelegenheit, um weiterhin direkt mit der Öffentlichkeit ins Gespräch zu kommen“, erklärt Stefan Rauber, Vorstandsvorsitzender von SHS. Der Stahlkonzern setzt sich für eine gemeinsame europäische Energiepolitik ein, um sich im internationalen Wettbewerb behaupten zu können.
© Fabian Gomond.