Frankreich - Deutschland

Wer-hat- Grenzen-geschlossen

Die einseitig und ohne Absprache beschlossenen Grenzschließungen Deutschlands zu den Nachbarn in der Großregion zu Beginn der Corona-Pandemie haben Narben hinterlassen. Zwei Jahre später zieht es die saarländische Landesregierung vor, diese Zeit unter den Teppich zu kehren und stattdessen die Fortschritte in den bilateralen Beziehungen zu betonen.

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© Pixabay

Die Schließung der deutsch-französischen Grenze sowie verbale Entgleisungen seitens führender saarländischer Politiker riefen längst überwunden geglaubte Ressentiments zwischen Deutschen und Franzosen hervor und erschütterten die deutsch-französische Freundschaft. Heute will die saarländische Landesregierung davon nichts mehr wissen und spricht lieber von den Fortschritten in den bilateralen Beziehungen. Dabei war es doch Ministerpräsident Tobias Hans, der den damaligen Bundesinnenminister Horst Seehofer darum bat, die Grenzen zwischen dem Saarland und den Nachbarn in Lothringen und Luxemburg dicht zu machen. Die Vergeltungsmaßnahme ließ nicht lange auf sich warten und auch die Franzosen verhängten einen Einreisestopp für Deutsche.

Die Angst war Gesetz

Zugegebenermaßen wusste vor zwei Jahren niemand, wie gefährlich das Corona-Virus wirklich ist und wie sich die Pandemie entwickeln würde, denn in Deutschland beispielsweise waren die schrecklichen Bilder aus dem Corona-Hotspot Mulhouse und Colmar mit überfüllten Krankenhäusern und den vielen Toten allgegenwärtig präsent. Die Grenzschließung war eine Entscheidung aus Angst und Unwissenheit heraus, irgendetwas tun zu müssen, allerdings war sie ein Fehler, der nicht gerne zugegeben wird. Außer Ärger und Verunsicherung hat sie eh nichts Wesentliches zur Pandemiebekämpfung in beiden Ländern beigetragen. Heute spricht die Landesregierung gerne von der positiven grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. So wie der saarländische Europa- und Finanzminister Peter Strobel von den Christdemokraten, der Mitte Februar lieber eine positive Bilanz der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Europa und der Großregion in der jetzt auslaufenden Legislaturperiode gezogen hat.

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© Saarland

Wir haben den Austausch zwischen den Verwaltungen, den Gesundheitsbehörden und den zuständigen regionalen und nationalen Ministerien vertieft und intensiviert. Es war für uns selbstverständlich, Covid-19-Patienten aus Grand Est intensivmedizinisch zu versorgen und in einer umgekehrten Lage hätten die Freunde in Grand Est das gleiche für uns getan“, so Peter Strobel.

Proteste und Einigkeit

Die Schließung der Grenzen erwies sich jedoch als ein Schock in einem Gebiet, das bis dahin als Vorzeigemodell für die Zusammenarbeit galt. Nirgendwo sonst in Europa gibt es so viele Grenzgängerinnen und Grenzgänger und eine so starke Integration auf dem grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt, in Schulen und Kitas, in der Berufsausbildung, bei der Polizeiarbeit oder in der Task Force für Grenzgänger.

Rund drei Monate waren die Schlagbäume an den 34 offiziellen Grenzübergängen zwischen dem Saarland und Lothringen unten. Lediglich an sieben Stellen bestand die Möglichkeit, mit entsprechenden Bescheinigungen, die Grenze zu passieren. Kontrolliert wurde von der Bundespolizei und der Gendarmerie Nationale.

Auf beiden Seiten der Grenze protestierten viele lokale und regionale Politiker vehement gegen die aus Berlin und anschließend aus Paris verhängten Maßnahmen. Inzwischen herrscht einmütiger Konsens zwischen allen Politikern im Saarland: Nie wieder Grenzschließungen!

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