Haus der Großregion: die Schaltzentrale der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
Das Haus der Großregion feierte Mitte Juni sein zehnjähriges Bestehen in Esch-sur-Alzette. Die sieben Einrichtungen, die sich über fünf Etagen verteilen, sind das Ergebnis einer langen Geschichte – zusammengenommen spiegeln sie über ein Jahrhundert grenzüberschreitender Zusammenarbeit wider.

Am 17. Juni öffnete das Haus der Großregion seine Türen, um nicht nur das zehnjährige Jubiläum in Esch-sur-Alzette zu feiern, sondern auch die sieben Institutionen vorzustellen, mit insgesamt rund dreißig Mitarbeitenden, die dort untergebracht sind. Für mehrere dieser Einrichtungen ist auch das Jahr 2025 von symbolischer Bedeutung.

Florence Jacquey, Leiterin des Sekretariats des Gipfels der Großregion. DR.
„Das Haus der Großregion ist durch seine ocker-grüne Fassade gut wiederzuerkennen und ideal auf die Synergien zwischen den Bewohnern ausgerichtet. Alle widmen sich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Die Mitglieder können sich im direkten Austausch begegnen und Gruppen empfangen, in einem Gebäude, das ganz ihnen gehört“, erklärt Florence Jacquey, Direktorin des Sekretariats des Gipfels der Großregion.
Die fünf Etagen des Hauses beherbergen das Sekretariat des Gipfels, den Verein Euregio SaarLorLux+, das Städtenetzwerk QuattroPole, den Wirtschafts- und Sozialausschuss der Großregion, die Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz, die Verwaltungsbehörde des Programms Interreg Großregion sowie den Sitz des Instituts der Großregion.
Die Ankündigung von Mondorf
Zwar feiert das Haus sein zehnjähriges Bestehen in Esch-sur-Alzette, doch die Idee dazu entstand bereits 1995 beim ersten Gipfel der Großregion in Mondorf-les-Bains (Luxemburg). Jean-Claude Juncker, damaliger Premierminister Luxemburgs und einflussreiche europäische Persönlichkeit, sowie der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine kündigten dort die Schaffung eines gemeinsamen Büros für die Akteure der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit an.
Zunächst in Luxemburg-Stadt untergebracht, versammelten sich die Politiker des Gipfels 2013 als Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ). Ein Jahr später kündigte Premierminister Xavier Bettel die Einrichtung eines Hauses der Großregion in Esch-sur-Alzette an. Der Standort wechselte zweimal, bevor das Haus am heutigen und endgültigen Sitz blieb.
Grenzgänger in der gelebten Realität
Die Großregion, bestehend aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Wallonien, der ehemaligen französischen Region Lothringen und dem Großherzogtum Luxemburg, ist mit rund 11,5 Millionen Bürgern die meistbewohnte Grenzregion Europas. Das Sekretariat des Gipfels hat die Aufgabe, die politischen Gremien mit ihren elf operativen Partnern zu koordinieren und dabei ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu fördern.
„Die grenzüberschreitende Realität spielt sich wirklich in einem Radius von 150 km beiderseits der Grenzen ab. Die Beweggründe sind vielfältig: Studierende der UniGR (Universität der Grenzregion), Grenzpendler, Tourismus oder Freizeit… Bei dieser Vielzahl von Akteuren ist es nicht leicht, die Bürger wirklich zu erreichen. Vielleicht braucht es mehr politischen Impuls, um ihr Gefühl der Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Raum zu stärken“, meint Florence Jacquey.
Interreg unter Beobachtung?
Im selben Gebäude feiert das Programm Interreg sein 35-jähriges Bestehen und befindet sich derzeit in seiner sechsten Programmphase. Finanziert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), unterstützt Interreg Großregion VI A 450 Partner mit einem Budget von 182 Millionen Euro in vier Themenfeldern: Umwelt, Sozial, Bürgernähe und Governance.

Justine Skiba, Referentin für Kommunikation beim Gemeinsamen Sekretariat des Programms Interreg Großregion.. © Pascale Braun.
„2025 könnte man denken, dass das Programm zu Ende geht, doch die Verfahren verfallen nicht. Wir stehen noch beim ersten Projektaufruf. Die sogenannten funktionalen Räume, ein noch junges Instrument, haben sich schnell etabliert: In der Großregion gibt es inzwischen neun davon – ein Zeichen für das wachsende Interesse und die Reife der lokalen Akteure in der grenzüberschreitenden Kooperation“, erklärt Justine Skiba, Kommunikationsbeauftragte im Gemeinsamen Sekretariat des Interreg-Programms Großregion.
Die Vorbereitungen für die nächste Interreg-Programmierperiode laufen bereits. Angesichts steigender Militärausgaben werden die politischen und finanziellen Entscheidungen der EU-27 in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit genau zu beobachten sein.
Euregio – die kommunale Familie
Als Vertreterin der Interessen grenznaher Gemeinden betreut Euregio 36 Kommunen.

Laurence Ball, Laurence Ball, Direktorin von Euregio.. DR
„Wir vermitteln Informationen, die von den nationalen und regionalen Behörden stammen, und bringen gleichzeitig die Herausforderungen der Gemeinden zur Kenntnis der nationalen Politik. Die Gemeinden sind die Basis der Europäischen Union“, erklärt Laurence Ball, Direktorin von Euregio.
Die kommunale Familie der Großregion engagiert sich insbesondere für Mehrsprachigkeit und Jugendprojekte. Sie verwaltet keine Fördermittel, beteiligt sich jedoch aktiv an Schulpartnerschaften, kooperiert mit dem grenzüberschreitenden Festival Créajeunes und wirkt an mehreren erinnerungskulturellen Initiativen mit.
QuattroPole: vier Städte, ein Netzwerk
Das Ziel von QuattroPole ist es, seit dem Jahr 2000 als Netzwerk zwischen Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier zu wirken, deren Sichtbarkeit zu stärken, gemeinsame grenzüberschreitende Dienste zu entwickeln und die Kooperationen zu vertiefen. Gemeinsam zählen die vier Städte rund 530.000 Einwohner.

Lucile Wolff-Barthel, Projektkoordinatorin von Quattropole. © DR.
„Was einst mit einer einfachen Absichtserklärung begann, ruht heute auf soliden Strukturen. Unsere Veranstaltungen – vom Kunstpreis bis zu Hackathons – sind etabliert und öffnen sich nun auch neuen Themen wie Bildung“, sagt Lucile Wolff-Barthel, Projektkoordinatorin bei QuattroPole.
Die 2017 formulierte Zukunftsvision zwischen Städten wurde inzwischen weiterentwickelt: Heute stehen die Bürger im Zentrum. QuattroPole veröffentlicht Broschüren, Karten und Radwegepläne, um die Menschen in den vier Städten einander näherzubringen.
© Pascale Braun.