Springerle - unbekannte Backkunstwerke der rheinischen Kultur
Diese kleine Kekse enthalten in ihrem Anis-Teig vier Jahrhunderte Tradition. Ihre Formen aus Walnussholz sind sowohl ein Kunstwerk der Grafik als auch der Konditorei.

Aus ganz einfachen Zutaten haben die Springerle eine Volkskultur verbunden, die im Elsass, in Baden-Württemberg und in der Schweiz noch heute lebendig ist. Für diese kleinen weißen Kekse braucht man nur 200 Gramm Mehl, zwei Eier, etwas Zucker, Hefe und Anis. Ihr geheimer Schatz liegt in ihren Formen, die bis ins kleinste Detail religiöse oder naturalistische Motive nachbilden.
Grafische Gebäcke
Das Auftauchen der Springerle im Rheingebiet fällt mit dem Anbau von Anis zusammen, der im 16. Jahrhundert im Elsass eingeführt wurde. Die Springerle gehören zu den ersten im Elsass gebackenen Kekse, und die älteste in der Schweiz gefundene Form stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die in Walnussholz Negativformen mit ihren verblüffend genauen Motiven machen die Springerle zu einem Kunstwerk, das zwischen Gebäck und Grafik angesiedelt ist.
Diese Konditorenkunstwerke schüchtern selbst die erfahrensten Cordon Bleu ein.

"Alle Weihnachten backe ich etwa 20 verschiedene Keske, aber die Springerle erschienen mir unerreichbar. Als ich im August letzten Jahres an einem Familientag in Baden-Württemberg teil nahm, entdeckte ich diese außergewöhnlich feinen Formen. Sie dienten als Dekorationund werden immer noch genützt. Diesen Herbst haben wir mit unserer Familie zwei Tage lang Springelre zubereitet und dabei eine ganze Welt entdeckt", erzählt Annick, eine pensionierte Apothekerin, die sich für die elsässische Kultur begeistert.
Zeugen aus feinem Teig
Die Springerle sind nicht nur in der Adventszeit sehr beliebt, wenn ihre Motive den Heiligen Nikolaus, den Weihnachtsmann oder die Geburt Christi darstellen, sondern erzählen auch vom Alltagsleben am Oberrhein in den letzten vier Jahrhunderten. Ihre Designs ehren Zünfte, bilden Blumenmotive bis ins kleinste Detail ab und sind Teil des Alltags der Familien. Sie verkünden die Verlobung mit Herzen und Blumen, zeigen ein gewickeltes Baby bei der Taufe und erziehen die Kinder: Die Alphabet-Springerle werden ihnen geschenkt, um sie beim Erlernen der Buchstaben zu ermutigen.
Auf die Reliefs aus Walnussholz folgten Formen aus Keramik und später aus Silikon, die individuellere Motive ermöglichten. Die Schweizer Konditorei Anis Paradies, die 40 Jahre lang für ihre spektakulären Kreationen auf dem Basler Markt bekannt war, stellte im September letzten Jahres ihren Betrieb ein. Sie vermarktet jedoch weiterhin online gut 1000 Formenmodelle. In Straßburg findet am Dienstag, dem 21. Dezember, ein spezieller Workshop im Square Louise Weiss in Petite France statt.
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© Annick et Charles Stirnweiss.