Mosel – Saarland – Grossregion

Solarzellen: Holosolis seine grenzüberschreitende Gigafactory

Als größtes Photovoltaikprojekt Europas knüpft Holosolis erste Verbindungen zum saarländischen Ökosystem. Die mittelfristig geplanten 1.700 Arbeitsplätze auf der Moselle-Seite könnten die komplizierte Lage der deutschen Automobilindustrie retten.

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© André Faber.

Am 1. August fand in den Räumlichkeiten des East Fab Lab in Saarbrücken ein einzigartiges Treffen zwischen Vertretern von Holosolis, der zukünftigen Gigafactory für Solarmodule, die derzeit in Hambach (Moselle) entsteht, und etwa zehn Forschungsinstituten, Unternehmen und Entwicklungsorganisationen aus dem Saarland statt. Dieses „Matchmarking”, das vom Interreg-Projekt zur industriellen Zusammenarbeit Recies initiiert wurde, bot den Führungskräften der künftigen Photovoltaikfabrik die Möglichkeit, sich vorzustellen und kennenzulernen. Das französische Unternehmen Holosolis, das aus dem öffentlich-privaten europäischen Konsortium InnoEnergy hervorgegangen ist, repräsentiert eine Investition von 950 Millionen Euro und die Aussicht auf 1.700 Arbeitsplätze bis zum Ende des Jahrzehnts. Diese Gigafabrik ist ein wichtiges Projekt der Europäischen Union im Bereich der Energiewende.

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Bertrand Lecacheux, CEO von HoloSolis. DR

Dieses Treffen war sehr gut organisiert und eine angenehme Überraschung. Wir sind dabei, eine der leistungsfähigsten Fabriken Europas zu bauen, und werden im Saarland sehr gute Lösungen finden“, meint Bertrand Lecacheux, seit April 2025 CEO (Chief Executive Officer) von HoloSolis.

Saaris, die saarländische Agentur, die Innovationsprozesse begleitet, hat für diesen Anlass Spitzenkräfte der Technologiebranche des Landes versammelt. Das DFKI, das Fraunhofer IZFP, die HTW Saar, EDIH Saarland, die Partner des European Digital Innovation Hub Saarland, die auf industrielle KI-Anwendungen spezialisiert sind, der Robotik-Spezialist Innocise sowie tec4U-Solutions, Experte für nachhaltige Industriematerialien, haben ihre Kompetenzen in kurzen Präsentationen vorgestellt. Holosolis wird im kommenden Oktober eine Zusammenfassung dieser Angebote vorbereiten.

150 Personen bis 2026

Im Umfeld der saarländischen Tech-Szene kann Holosolis auf nützliche Kompetenzen hoffen – auch im eigenen Haus. Das Unternehmen beschäftigt derzeit etwa fünfzig Mitarbeiter, die sich mit den technischen Studien für Gebäude, Produktionslinien und Infrastruktur der künftigen Fabrik befassen. Diese Belegschaft soll bis 2026 auf 150 Personen anwachsen. Dieses Team wird für die Bauüberwachung des Standorts und die Implementierung des Fertigungsprozesses der Paneele verantwortlich sein. „In dieser Phase benötigen wir Ingenieure und hochspezialisierte Fachkräfte. Die Vielfalt an universitären und technologischen Angeboten in der Großregion wird uns helfen, diese Kompetenzen zu finden“, schätzt Bertrand Lecacheux ein.

Kinderbetreuung, Mobilität und Wohnraum

Ab Ende 2026 beginnt die Einstellungsoffensive, die die Belegschaft bis zum Ende des Jahrzehnts auf 2.000 Beschäftigte anwachsen lassen soll. Die Unterpräfektur von Sarreguemines koordiniert seit über einem Jahr eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Vorbereitung der Einstellungen und der Ausbildung der Mitarbeiter befasst und gleichzeitig die Attraktivität der Region in den Bereichen Kinderbetreuung, Mobilität und Wohnraum stärken soll.

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Pascal Thuiller, Leiter der Agentur France Travail in Sarreguemines. © DR

Holosolis wird sich in wenigen Jahren zu einer Gigafactory entwickeln. Unser Netzwerk ist bereit, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Gemeinsam mit unseren deutschen Kollegen beobachten wir genau die Entwicklungen auf dem saarländischen Arbeitsmarkt. Die Rekrutierungs- und Ausbildungspläne, die wir vorbereiten, können auch für Beschäftigte aus der Automobilbranche relevant sein“, erklärt Pascal Thuiller, Leiter der Agentur France Travail in Sarreguemines.

Digitale Kenntnisse

Bislang wurde noch keine Arbeitsgruppe eingerichtet, um diese grenzüberschreitende Umstrukturierung durchzuführen. Die saarländische Automobilindustrie, die derzeit 38.000 Mitarbeiter beschäftigt, könnte mittelfristig fast ein Drittel der Arbeiter in der Branche verlieren, bedingt durch Sozialpläne bei Ford in Saarlouis, bei ZF in Saarbrücken und bei Michelin in Homburg. Im Oktober plant Holosolis auf Initiative der Gesellschaft für Transformationsmanagement Saar (GeTS) einen ersten Besuch vor Ort.

Trotz des Niedergangs der saarländischen Automobilindustrie gibt es einen massiven Arbeitskräftebedarf im Osten des Departements Moselle. Aber die Fabriken der saarländischen Automobilhersteller, Zulieferer oder Ausrüster sind noch weit davon entfernt, einer Solarzellenfabrik zu ähneln. In dieser Gigafactory 4.0 werden die Grundkenntnisse nämlich im digitalen Bereich liegen.

Optimismus

Holosolis plant für alle künftigen Mitarbeiter Schulungsprogramme mit einer Dauer von drei bis zwölf Monaten. Nichts hindert einen deutschen Arbeitssuchenden oder einen Staatsangehörigen eines anderen europäischen Landes daran, sich auf ein Stellen- oder Ausbildungsangebot in Frankreich zu bewerben, aber derzeit gibt es kein speziell auf ehemalige Mitarbeiter der saarländischen Automobilindustrie zugeschnittenes Schulungsmodul. Bewerber werden zudem mit sprachlichen Problemen und insgesamt niedrigeren Löhnen als in Deutschland konfrontiert sein. Darüber hinaus würden Polizeikontrollen an den Grenzen die berufliche Mobilität deutlich einschränken.

Diese Fragen stehen noch nicht auf der Tagesordnung, stattdessen ist Optimismus angebracht.

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Joël Berger, Leiter von Recies Euroaccélérateur. © C2IME.

Die Kontaktaufnahmen haben es Akteuren aus Industrie, Wissenschaft und Institutionen ermöglicht, sich auf Ebene der Großregion zu treffen. Dieser Austausch zeigt konkret, dass eine grenzüberschreitende industrielle Zusammenarbeit möglich ist“, erklärt Joël Berger, Leiter von Recies.

Valérie Debord, Vizepräsidentin des Regionalrats Grand Est, zuständig für Beschäftigung und Ausbildung, und Jürgen Barke, saarländischer Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, haben wiederholt die Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Organisation der Energiewende betont. 

 

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