Vogesen - Elsass

Wird der Elsässer Belchen das erste „Grand Site de France“ im Grand Est?

Im Süden der Vogesen, zwischen dem Elsass und Lothringen, könnte das Massiv des Elsässer Belchen mit seiner natürlichen Schönheit als erstes in der Region Grand Est die Auszeichnung "Grand Site de France" (Netzwerk der großen Sehenswürdigkeiten Frankreichs) erhalten.

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© Anne Kleindienst/PNRBV

Der rundliche, eindrucksvolle Berg der „Ballons des Vosges“ erhebt sich 1247 Meter in den Himmel – ein Treffpunkt verschiedener Welten. Einst lag das Massiv des Elsässer Belchen (frz.: Ballons d'Alsace), mit seinen elsässischen Hängen – darunter auch das Territoire de Belfort, das nach dem Krieg von 1870 vom Haut-Rhin abgetrennt wurde und französisch blieb – an der Schnittstelle zwischen der lateinischen und der germanischen Kultur.Heute erstreckt sich der Ballon d’Alsace über zwei Regionen und vier Départements. Derzeit wird es landschaftlich aufgewertet, um die Chancen zu erhöhen, bis 2026 oder 2027 als erstes „Grand Site de France“ im Grand Est ausgezeichnet zu werden.

„Massiv der Begegnung“

Mit dem Gütesiegel „Grands Sites de France“, das im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde, möchte der französische Staat die Möglichkeit schaffen, den besonderen „Geist“ jener Landschaften zu bewahren, die nach dem Gesetz von 1930 zum Schutz von Naturdenkmälern und Stätten mit künstlerischem, historischem, wissenschaftlichem, sagenhaftem oder malerischem Charakter unter Schutz gestellt wurden. Zu den aktuell 22 ausgezeichneten Stätten gehören unter anderem die Montagne Sainte-Victoire, die vom Maler Cézanne in all ihren Farben verewigt wurde, oder die Pointe du Raz, die Victor Hugo in seiner Literatur beschrieb. Der Geist des Elsässer Belchen – eines Bergmassivs, dessen Gipfel jährlich rund 900.000 Besucher zählt und dessen Landschaft gleichzeitig von den Spuren des Ersten Weltkriegs gezeichnet ist – steht vor allem für „Begegnung“.

„Im Allgemeinen liegt der eigentliche Wert des Prozesses, der zur Auszeichnung als „Grand Site de France“ führt, in der Zusammenarbeit unterschiedlicher Gebietskörperschaften, die sich um ein gemeinsames, stimmiges Projekt zusammenschließen. Doch die Opération Grand Site (OGS) für das Massiv des Elsässer Belche ist wahrscheinlich die, an der die meisten Akteure beteiligt ist“, bestätigt Soline Archambault, Direktorin der Grands Sites de France.

Bewahren und besuchen

Wie bei den bereits 22 ausgezeichneten Gebieten geht es auch in diesem Teil des Elsässer Belchen – dessen Flächen teils unter verschiedenen Schutzkategorien stehen (Nationales Naturreservat, staatliches biologisches Schutzgebiet, Natura-2000-Gebiet u. a.) – darum, Naturschutz und Landschaftspflege mit Besucherlenkung und nachhaltiger Entwicklung in Einklang zu bringen. Träger des Projekts „Opération Grand Site“ (OGS) ist seit 2016 der Regionale Naturpark Ballons des Vosges (PNRBV). Er unterstützt die rund 30 Kommunen, die sich zu Beginn des Jahres in einer Partnerschaftscharta zusammengeschlossen haben, bei der Ausarbeitung und Umsetzung eines gemeinsamen Fünfjahres-Aktionsprogramms (2021–2026).

Ikonischer Wanderweg mit Panoramablick

Ein zentrales Projekt steht kurz vor dem Start: die Restaurierung des Panoramawegs am Elsässer Belchen. Der 2,5 Kilometer lange Rundweg steht sinnbildlich für die Herausforderungen des Projekts. Der Wanderweg verläuft durch Natura-2000-Gebiete und wird von Wanderern, Radfahrern und Touristen genutzt. Auf dem Weg kommt man an einer Bauernhof-Herberge und einem Startplatz für Gleitschirmflieger vorbei. Mit der Zeit wurde der Pfad durch Erosion beschädigt und hat sich durch die häufige Nutzung verbreitert. Unter der Projektleitung des Départements Territoire de Belfort soll er nun für 405.000 Euro saniert und neu gestaltet werden.

„Es geht nicht darum, das Gebiet unter eine Glasglocke zu stellen – es ist wichtig, menschliche Nutzungen in Einklang zu bringen“, betont Anne Kleindienst, stellvertretende Direktorin für die OGS im Regionalen Naturpark Ballons des Vosges. Wilde Trampelpfade, die sich in den Hochweiden ausgebreitet haben, werden stabilisiert und renaturiert, die Breite des Hauptwegs auf 1,5 Meter reduziert. Beschilderungen und Informationstafeln sollen sich unauffälliger in die Landschaft einfügen. Auch der Platz um die Jeanne-d’Arc-Statue, von dem aus sich ein schönes Panorama eröffnet, wird besser in die Natur integriert. Dabei wird bevorzugt mit lokalen Materialien gearbeitet – insbesondere mit Vogesengranit.

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Maryline Morallet, Departementsrätin des Territoire de Belfort und Vizepräsidentin des Regionalen Naturparks Ballons des Vosges, zuständig für die OGS. © Mandarine Photographies

„Die beiden Gipfel bilden das Herzstück des Projekts, doch ihre Aufwertung soll auf die vier Täler ausstrahlen“, betont Maryline Morallet, Departementsrätin des Territoire de Belfort und Vizepräsidentin des Regionalen Naturparks Ballons des Vosges, zuständig für die OGS.

Ein Observatorium für Besucherzahlen

Das OGS-Projekt (Opération Grand Site) verfolgt auch das Ziel, die sozioökonomische Entwicklung der Region zu fördern. Es soll dem Mittelgebirgsstandort, der unter anderem durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen steht, helfen, sich auf ganzjährig tragfähige Aktivitätsangebot umzuorientieren – also auf ein Tourismusmodell, das alle vier Jahreszeiten mitdenkt.

„Die Menschen bleiben weniger als zwei Stunden auf dem Gipfel. In Zusammenarbeit mit den ‚Grands Sites de France‘ sind wir Gewinner eines Interessenbekundungsverfahrens, das es uns ermöglichen wird, ein Observatorium für Besucherzahlen für das gesamte Massiv einzurichten. Wir wollen nicht mehr Menschen anlocken, sondern erreichen, dass die Besucher länger bleiben und das gesamte Massiv besser kennenlernen können“, erklärt Anne Kleindienst. Ob der Ballon d’Alsace tatsächlich das Gütesiegel „Grand Site de France“ erhält, soll sich bis 2026 oder 2027 entscheiden.

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© Anne Kleindienst/PNRBV

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