Die Petruss-Kasematten bieten eine unterirdische Zeitreise durch die luxemburgische Geschichte
Ein wenig bekannter Teil des UNESCO-Welterbes der Altstadt steht im Zentrum eines besonderen Rundgangs. Die ehemalige militärische Anlage vermittelt dabei die Geschichte der Kasematten, die sich von einer Verteidigungsstellung zu einem Ort wirtschaftlicher, festlicher und heute touristischer Nutzung gewandelt haben.

In diesem Sommer sind Touristen und Einwohner eingeladen, die Petruss-Kasematten zu einem ermäßigten Preis zu entdecken. Ein 450 Meter langer Abschnitt unter dem Place de la Constitution gelegene unterirdische Festung wurde 2023 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In den Tiefen des Felsens führt die 45-minütige Führung durch dreieinhalb Jahrhunderte großherzoglicher Geschichte – von Baubeginn der Kasematten im 17. Jahrhundert bis zur Aufnahme der gesamten Festungsanlagen und der Altstadt in das Welterbe der UNESCO im Jahr 1994.
Eine europäische Angelegenheit
Die Petruss-Kasematten zeugen von den turbulenten Ereignissen des späten 17. Jahrhunderts, einer Zeit europäischer Rivalitäten. 1678 begannen die Spanier mit den ersten Grabungen der Festung. Das spätere Großherzogtum war durch dynastische Heiraten Teil des spanischen Habsburgerreichs geworden. Die unterirdische Anlage sollte das Ravelin du Pâté verstärken, eine oberirdische Befestigung, die größtenteils bis heute erhalten ist.
1684 eroberten die Truppen von Ludwig XIV. die Stadt, und Luxemburg fiel an Frankreich. Der König beauftragte Vauban mit dem Ausbau der Altstadtbefestigungen, musste das Gebiet aber noch nach dem Frieden von Rijswijk (1697) an Spanien zurückgeben. Fünfzehn Jahre später fiel Luxemburg unter die Herrschaft der österreichischen Habsburger.
Eine Bastion ohne Gefecht
Luxemburgische und österreichische Bergleute setzten den Bau der unterirdischen Festung zwischen 1728 und 1746 fort. Bei Kerzen-, Pech- oder Talglicht wurden 131 Stufen in das Petruss Tal hinabgeschlagen. Noch heute sind die Spuren der Sprengladungen sichtbar, mit denen die Sprengmeister arbeiteten.
Die Petruss-Batterie wurde errichtet, um Kanonen zu lagern und Angreifer aufzuhalten, die die Hauptgalerie eindringen würden. Die Kasematten wurden jedoch nie in der Schlacht eingesetzt. Ihre militärische Nutzung endete 1867 mit dem Londoner Vertrag, der ihre Demontage anordnete.

Aus dem Jahr 1834 stammt die einzige historische Kanone in den Kasematten, die restauriert wurde. © Binsfeld
Pilze und Champagner
Eine Münchner Szenografie projiziert Erzählungen in vier Sprachen direkt in die Galerie: Die Felsen erzählen von den vielfältigen Aktivitäten, die hier stattfanden. Bereits ab 1871 beherbergten die entmilitarisierten Kasematten die Schießstände eines Schützenvereins, später wurden dort Pilze gezüchtet. Anfang des 20. Jahrhunderts fanden Flohmärkte und Konzerte in Bierkellern statt. Die Champagnerkellerei Mercier nutzte die Gänge als Lager für ihre Flaschen.
Während der Bombardierungen in den beiden Weltkriegen dienten die Festungsanlagen als unterirdische Schutzräume, in denen zehntausende Zivilisten Zuflucht fanden. In den 1960er-Jahren kehrte das Leben zurück: Die Kasematten wurden zu einem unterirdischen Theater, in dem Stücke von Sartre, Ionesco oder Beckett aufgeführt wurden.
Nach mehrjähriger Schließung aus Sicherheitsgründen sind die Kasematten der Pétrusse 2023 nach einer umfassenden fünfjährigen Restaurierung wieder für Besucher zugänglich. Weniger bekannt als die Bock-Kasematten, der Hauptattraktion Luxemburg-Stadts, bieten sie dennoch eine erfrischende und immersive Besichtigung, die tief in die militärische Geschichte der Stadt eintauchen lässt – und das in einem einzigartigen Ambiente.
Zugang täglich, alle 15 Minuten, von 09:45 bis 19:00 Uhr (letzter Eintritt)
30 % Rabatt auf die Sommertarife: 12,60 € für Erwachsene, 10,15 € für Studierende und Senioren, 3,30 € für Kinder.