Der erste Nationalpark in Baden-Württemberg
Der Nationalpark Schwarzwald wurde 2014 ins Leben gerufen. Um den Schutz der 10.000 Hektar unter Naturschutz stehenden Fläche zu verdeutlichen, wurde 2021 ein Parkzentrum eröffnet. Auf dem Ruhestein in 900 Metern Höhe bietet es eine ambitionierte Museographie und ein 360°-Panorama über das Massiv.

Die Natur hat ihren eigenen Rhythmus, dem sich der Mensch unterwirft, den er aber auch beeinflusst. Die interaktive Museografie des Nationalparkzentrums Schwarzwald am Ruhestein an der Schwarzwaldhochstraße in 900 m Höhe versucht, diese komplexen Zusammenhänge und die Geschichte der Region zu vermitteln.

Das Parkzentrum wurde 2021 eröffnet. © Romain Gascon
Vom Makro- zum Mikrokosmos
Das 2021 eingeweihte 5.200 m² große Gebäude ist Hauptanlaufstelle des noch jungen Nationalparks, des ersten in Baden-Württemberg, der 2014 entstand und sich über 27 Gemeinden auf etwas mehr als 10.000 Hektar erstreckt. Die Dauerausstellung besteht aus einem Abstieg entlang eines blinden Tunnels, von der makroskopischen Luft- und Bodenwelt des Waldes bis zur mikroskopischen Welt seines Untergrunds.
Der Rundgang beginnt, indem man dem Schaft eines gefällten Nadelbaums folgt, um den herum sich das Leben in all seinen Dimensionen entfaltet. Er endet im Gewirr der phosphoreszierenden Fäden riesiger Mykorrhiza-Pilze. Die Sinne des Besuchers werden dem beschleunigten Wechsel des Tages- und Nachtzyklus ausgesetzt. Die interaktiven Museumswerkzeuge - sehr viele Bildschirme und virtuelle Animationen - wurden so konzipiert, dass jeder die Arten und Phänomene, die das Leben im Wald bestimmen, selbstständig entdecken kann. Um einen Eindruck von der Ausdehnung und der Vielfalt der Biotope des Parks zu erhalten, kann man sein auf den Boden projeziertes Territorium wie ein Vogel überfliegen. Die Mitarbeiter des Zentrums stehen für spezielle Fragen zur Verfügung.

Das Ruhesteinzentrum wird durch eine luftige Promenade, die "Brücke der Wildnis", und einen 35 Meter hohen Aussichtsturm verlängert. © Romain Gascon
Natur in freier Entfaltung im Jahr 2044
Die Geschichte des Schwarzwalds relativiert den natürlichen Charakter und betont die Auswirkungen des Menschen auf die Landschaft. Die im Mittelalter begonnene Übernutzung der Wälder wurde ab dem 19. Jahrhundert von einer industriellen Aufforstungspolitik überlagert. Diese Hervorhebung unterstreicht die Hauptaufgabe des noch jungen Parks: "Die Natur Natur sein lassen". Innerhalb seines Perimeters dürfen die natürlichen Prozesse nicht mehr durch menschliche Eingriffe gestört werden. So soll die derzeitige Entwicklungszone des Nationalparks im Jahr 2044 zu einer sich frei entwickelnden Zone werden.
Das große, längliche, mit Holzschindeln verkleidete Gebäude des Ruhesteinzentrums wird durch eine luftige Promenade, die "Brücke der Wildnis", und einen 35 Meter hohen Aussichtsturm verlängert. Von hier aus hat man einen 360°-Panoramablick auf die über 100 Jahre alten Nadelholzplantagen. Der Ort ist ein schöner Ausgangspunkt, um die Natur des Schwarzwaldes zu erkunden.
Der Start der Dauerausstellung im Parkzentrum wird um den Schaft eines großen Nadelbaums herum inszeniert, der zu Boden gefallen ist. © Romain Gascon