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Das Deutsch-Französische Zukunftsforum schlägt vor, die Energie auf lokaler Ebene zu verdoppeln

Bei einem binationalen Treffen in Berlin, das der Energiewende gewidmet war, untersuchten die Kongressteilnehmer ihre lokale Verankerung. Die Grenzfälle Rhein-Hunsrück, Muttersholtz und Straßburg sind Beispiele dafür.

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© Forum franco-allemand pour l’avenir.

Das Deutsch-Französische Zukunftswerk, das im Zuge des Vertrags von Aachen 2019 gegründet wurde, um gemeinsame Energielösungen für Deutschland und Frankreich zu entwickeln, hat am 20. Mai in Berlin seine Empfehlungen zur lokalen Energiewende vorgestellt. Dieses Thema war, von März bis Oktober 2024, in Überlegung: es wurden konkrete Lösungen für die Dekarbonisierung der Wärme, die energetische Gebäudesanierung und due Sparsamkeit und due Erzeugung erneuerbarer Energien vorgeschlagen.  

Rund dreißig Experten sprachen vor 150 Teilnehmern darüber, wie die Bürger in die Energiewende miteinbezogen werden können, wie Fragen der Energiearmut und der sozialen Gerechtigkeit berücksichtigt werden können und wie die Finanzierung von kohlenstofffreien Wärmenetzen aussehen kann.

CO2-neutrale Bilanz in den Bereichen Verkehr, Abfall, Strom und Transport

Das Engagement des Rhein-Hunsrück-Kreises (Rheinland-Pfalz) seit 1989 ist in ganz Deutschland bekannt und wurde 2011 mit dem Europäischen Solarpreis und 2018 von der Agentur für Erneuerbare Energien in Berlin als „Energiekommune des Jahrzehnts“ ausgezeichnet.

Der ländliche Landkreis mit 106.000 Einwohnern in 137 Gemeinden - von denen drei Viertel weniger als 500 Einwohner haben - hat es durch die massive Installation von Photovoltaikanlagen und Windrädern geschafft, 300 % seines jährlichen Energieverbrauchs zu decken und eine CO2-neutrale Bilanz in den Bereichen Verkehr, Abfall, Strom und Transport zu erreichen.

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Bertram Fleck, ehemaliger Landrat des des Rhein-Hunsrück-Kreises. DR.

Darüber hinaus können wir auf eine jährliche Wertschöpfung von rund 44 Millionen Euro verweisen, die durch den Betrieb von Anlagen für erneuerbare Energien generiert wird. Der Rhein-Hunsrück-Kreis gehört zu den am wenigsten verschuldeten Landkreisen des Landes und unsere Gemeinden verfügen über finanzielle Reserven, die ihnen helfen, den demografischen Wandel zu bewältigen“, betont Bertram Fleck, Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises von 1989 bis 2015.

Der ehemalige Abgeordnete, der als einer der Väter der Energiewende im nördlichen Rheinland-Pfalz gilt, lässt jetzt seinen Nachfolger agieren, leitet aber weiterhin Vorträge und organisiert pädagogische Touren in seinem Gebiet.

Muttersholtz: Kleine Schritte, große Wirkung

Das Dorf Muttersholtz (2.230 Einwohner) im Departement Bas-Rhin ist zu einer Inspirationsquelle für das gesamte Elsass und sogar für das benachbarte Baden-Württemberg geworden. Als Pionier der Energieautonomie nahm die Gemeinde 2008 zwei in der Ill versenkte Turbinen wieder in Betrieb, die heute die meisten öffentlichen Gebäude der Gemeinde mit Strom versorgen. Der Weiterverkauf des überschüssigen Stroms erbrachte 2024 einen Gewinn von 60.000 Euro.

Die Gemeinde zeichnet sich außerdem durch eine Stadtplanung aus, die es allen Kindern ermöglicht, die Schule zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen.

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Patrick Barbier, Bürgermeister von Muttersholtz. © Mairie de Muttersholtz.

Um die Bevölkerung für diese Ziele zu gewinnen, braucht es viel Beteiligung und viel Zeit. Wenn man bei null anfängt, muss man Schritt für Schritt vorgehen. In einer einzigen Amtszeit hat man gerade genug Zeit, erste Entscheidungen zu treffen“, meint Patrick Barbier, Bürgermeister seit 2008 und Vorsitzender des interkommunalen Zusammenschlusses Sélestat – Zentrales Elsass.

Als Verfechter des grenzüberschreitenden Austauschs organisierte der Bürgermeister Treffen mit jungen Architekten aus Baden-Württemberg und eine Annäherung mit Tübingen, das sein ehemaliges französisches Viertel in ein ökologisches Vorzeigeprojekt verwandelt hat.

Straßburg bekämpft Energievergeudung

Die Eurometropole Straßburg stellte ihr neues Konzept vor, um leerstehende und energieaufwändige Wohnungen, die kaum noch beheizbar sind, zu sanieren. Durch die Bündelung der nationalen Förderung „MaPrimeRénov“ mit den regionalen „Climaxion“-Zuschüssen aus dem Grand Est stiegen sowohl die Bewerberzahlen als auch die Energieeinsparungen deutlich an. Allein im Jahr 2024 beantragten fast 1.000 private Eigentümer die Förderung. Sie erreichten nach der Sanierung durchschnittlich 71 % Einsparung bei Häusern und 53 % bei Wohnungen. Seit Anfang 2025 wurden weitere 630 Anträge gestellt.

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Suzanne Brolly, Vizepräsidentin der Eurometropole Strassburg. © Eurométrople de Strasbourg.

Unsere Stärke liegt in der umfassenden Begleitung der Sanierung – von der Finanzplanung bis zur Umsetzung durch Fachbetriebe. Zudem erhöhen wir die Förderhöhe je nach energetischer Effizienz des Projekts“, erklärt Suzanne Brolly, Präsidentin der Vereinigung „Agir contre le logement vacant“ und Vizepräsidentin der Eurometropole für Wohnungsbau und Grundstückspolitik.

Die Kommune ist Mitglied des europäischen Programms Otterlife, das sich der energetischen Sanierung von Wohngebäuden widmet. Die Begegnung in Berlin ermöglichte es Brolly, neue Kontakte zum Land Baden-Württemberg und zur Stadt Freiburg im Breisgau aufzubauen.

Die Kooperation gewinnt an Dynamik

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion zu den Herausforderungen der deutsch-französischen Zusammenarbeit.

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Sarah Bronsard, Projektleiterin beim beim Haut-commissariat à la Stratégie et au Plan. DR

Die neue Bundesregierung besteht aus einem Kanzler und einem Europaminister, die beide eine sehr gute Beziehungen zu Frankreich pflegen. Der Besuch von Friedrich Merz bei Emmanuel Macron am 7. Mai ist ein Symbol für diese Annäherung, die wir bei unserem Empfang in Berlin deutlich gespürt haben“, sagte Sarah Bronsard, Projektleiterin beim beim Haut-commissariat à la Stratégie et au Plan für das Zukunftswerk.

Clément Beaune, ehemaliger französischer Verkehrsminister und seit dem 23. Mai neuer Hochkommissar für Strategie und Planung, nahm an der Abschlussveranstaltung teil und bekräftigte die wichtige Rolle des Forums in den deutsch-französischen Beziehungen.

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