Die Gastronomie, ein diskretes Erbe Luxemburgs
Das unbekannte kulinarische Erbe Luxemburgs ist nicht weniger reich und schmackhaft, vor allem wenn moderne Spitzenköche die alten Bauernrezepte neu interpretieren.
Die Schueberfouer, die am Mittwoch, den 11. September in Luxemburg-Stadt zu Ende ging, beweist es seit fast sieben Jahrhunderten: Die Luxemburger lieben gutes Essen. Vom Gromperekichelcher (Kartoffelpuffer), der auf die Schnelle gegessen wird, über den Gebake Fësch (gebratener Kabeljau), der am Tisch serviert wird, bis hin zu Wäinzoossiss (Weinwurst) oder Rieslingspaschtéit (Rieslingpastete) - das Großherzogtum, das lange Zeit arm und ländlich war, ist der Volksküche treu geblieben.
„Die Luxemburger sind Feinschmecker. Das Großherzogtum zählt zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an Sterneköchen pro Einwohner, und einige dieser Spitzenköche interpretieren heute alte luxemburgische Rezepte neu“, sagt Bibi Wintersdorf, Gründerin und Chefredakteurin des luxemburgischen Magazins KACHEN, das dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert.
Die auf Deutsch, Französisch und Englisch erscheinende Vierteljahresschrift wurde um die Themen Lifestyle und Kultur erweitert, räumt aber nach wie vor alten, traditionellen oder neu interpretierten Rezepten einen hohen Stellenwert ein.
Rezeptbücher als Gedächtnisbewahrer
„Meine Großmutter kochte wunderbar, aber sie kochte aus dem Gedächtnis und als sie verschwand, gingen einige Rezepte verloren“, bedauert die Journalistin. Bibi Wintersdorf veröffentlichte 2009 ihr Kochbuch KACHEN, das die Zeitschrift inspirierte.
Die luxemburgische Küche verdankt auch Ketty Thull (1905-1987) viel, einer ehemaligen Lehrerin, die zur Köchin wurde und 17 Bücher veröffentlichte, die 2011 von Carlo Sauber, Koch und Lehrer am Lycée Technique Bonnevoie, neu aufgelegt wurden. In diesem Buch illustriert der Fotograf Fränk Weber zum ersten Mal Bouneschlupp (Bohnensuppe), Kuddelfleck (Rinderkutteln mit scharfer Sauce) und Kiermescrème (Vanillecreme), die in den Herzen und Mägen der Luxemburger so beliebt sind.
Gute Orte in Hülle und Fülle
Diese Familienküche findet sich heute auf den Tischen von Gourmetrestaurants wie Um Dierfgen, einem Spezialisten für regionale Küche in Luxemburg-Stadt, La Distillerie in Bourglinster, einem 100 % pflanzlichen Restaurant des belgischen Küchenchefs René Mathieu, oder Ma Langue sourit in Moutfort, wo der Sternekoch Cyril Molard arbeitet.
Bei den Konditoren und Confiseuren ist das Familienunternehmen Oberweis neben der traditionellen Confiserie Namur und dem Chocolatier Genaveh die kreativste Firma. Das luxemburgische Tourismusbüro Visit Luxembourg listet rund 20 gastronomische Spitzenadressen, 100 traditionelle Kleinproduzenten und 60 Weingüter im Moseltal auf, die unbestreitbar zur Lebenskunst in Luxemburg beitragen.
© Bistrot Relais Postal.