WALLONIEN

In Bernissart tauchten dreißig Iguanodons aus der Mine auf

Ende des 19. Jahrhunderts verhalf eine außergewöhnliche paläontologische Entdeckung der wallonischen Gemeinde Bernissart zu dauerhaftem Ruhm: In einer Kohlengrube lagen etwa 30 Iguanodons. Als erste vollständige Dinosaurier wurden sie in Bernissartensis umbenannt.

Bernissart iguanodons
In der belgischen Hauptstadt präsentiert das Museum für Naturwissenschaften die Skelette in einem Glaskäfig auf drei Ebenen. © MuseumNaturwissenschaften

Der Bernissartensis ist der berühmteste Iguanodon. Skelette dieses beeindruckenden Dinosauriers sind der Stolz des Naturwissenschaftlichen Museums in Brüssel, ein weiteres Exemplar wacht über die paläontologische Galerie des Naturhistorischen Museums in Paris und natürlich gibt es auch einen in ... Bernissart. Dieser pflanzenfressende Dinosaurier, der vor etwa 130 Millionen Jahren lebte, verdankt seinen Namen nämlich dieser wallonischen Gemeinde mit 12.000 Einwohnern. Hier wurden Ende des 19. Jahrhunderts in der Grube eines Kohlebergwerks etwa 30 Iguanodons ausgegraben, einige davon vollständig, noch mit Gelenken und, wie lange Zeit angenommen wurde, „in wahrscheinlicher Lebensstellung“. So viele gut erhaltene Iguanodons in einem einzigen Raum machten Bernissart zu einer weltweit einzigartigen paläontologischen Fundstätte. Es ist also nicht verwunderlich, dass diese bedeutende Entdeckung ihre eigenen Wendungen hat.

130 Tonnen Fossilien

Im März 1878 gruben Bergleute in der Zeche Bernissart im Hennegau in einem Stollen. In 322 Metern Tiefe stießen sie auf eine Tonblase und dann auf etwas, das wie mit Gold gefüllte Baumstämme aussah. Es stellte sich heraus, dass es sich um Iguanodonknochen handelte, die mit Pyrit, einem goldglänzenden Mineral, eingelegt waren. Da dies zu dieser Zeit eher selten vorkam, benachrichtigte die Minenleitung das Königliche Museum für Naturgeschichte in Brüssel per Telegramm. Die Skelette wurden später in die belgische Hauptstadt zurückgebracht. 37 Transporte waren nötig, um die 130 Tonnen Fossilien, die mit Gips und Eisenarmierungen verstärkt waren, zu transportieren. In Brüssel wurden sie mehrmals zerlegt, um den Ausstellungsort zu wechseln oder 1940, um den Bombenangriffen zu entgehen. 

Dieses Epos im Epos wird übrigens im Iguanodon-Museum in Bernissart nachgezeichnet. Hier kann man ein echtes, fünf Meter großes Exemplar, zahlreiche Fossilien und Mineralien bestaunen. Die Szenografie versetzt den Besucher in einen Bergwerksstollen, lässt ihn die Geschichte dieser Entdeckung erleben und erklärt die Ausgrabungstechniken, die Präparation der Iguanodon-Knochen sowie die Art und Weise, wie sie nach Brüssel transportiert und dann wieder nach oben gebracht wurden.

Erst auf zwei, dann auf vier Beinen

Das Brüsseler Naturkundemuseum beherbergt heute acht Exemplare des Iguanodon bernissartensis, die zwischen 3,9 und 5 Meter hoch und zwischen 6,3 und 7,3 Meter lang sind. Sie werden in einem 300 Quadratmeter großen, dreistöckigen Glaskäfig in der Haltung präsentiert, die ihnen ursprünglich zugeschrieben worden war, nämlich der eines Zweibeiners. 

Bernissart iguanodons

Eine wahrhaft multifunktionale Hand. © MuseumNaturwissenschaften.

Tatsächlich erinnern die Hüften, die Hinterbeine sowie die Proportionen von Kopf und Brustkorb des Iguanodon bernissartensis an Laufvögel wie den Strauß. In den 1980er Jahren kam ein britischer Paläontologe jedoch zu anderen Ergebnissen und meinte insbesondere, dass die Wirbelsäule dieses Dinosauriers mehr oder weniger horizontal verlaufen sei. 

In jedem Fall sind die Originalskelette mittlerweile zu zerbrechlich, um auf andere Weise wieder zusammengesetzt zu werden. Auch die Untersuchung der fünf Finger der Hand zeigt, dass der Iguanodon viel Stoff für die wissenschaftliche Forschung bietet. Die drei mittleren Finger dieses Pflanzenfressers weisen eine Hufform auf, die ihm wohl das Laufen ermöglichte. Ein vierter Finger war länger und beweglicher und diente zum Greifen. Der vergrößerte Daumen, der aus dem Handgelenk ragt und mit einer Hornscheide bedeckt ist, diente als Verteidigungswaffe. 

Krokodil und Zikade

Der Iguanodon bernissantis ist mittlerweile ein internationaler Star. Das kann aber nicht über andere Schätze hinwegtäuschen, die in Bernissart entdeckt wurden, darunter ein kleines Krokodil, das ebenfalls den Namen der wallonischen Stadt geerbt hat. Dieses Bernissartia fagesii, das in Brüssel ausgestellt ist, misst 66 cm und hat einen mit Platten bedeckten Rücken. Tatsächlich war die Gegend damals warm und sumpfig, weshalb es mehrere besondere Exemplare gibt, darunter auch eine Zikade!

www.bernissart.be

www.brusselsmuseums.be

Bernissart iguanodons

In Brüssel werden auch mehrere Iguanodons „in Lagerstättenposition“ gezeigt, d. h. so, wie sie in der Mine gefunden wurden.© MuseumNaturwissenschaften.

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