Franck Leroy, Präsident des Regionalrats der Region Grand Est

Interview
Franck LEROY
  • Legende

    © Michel Jolyot

Franck Leroy, Präsident des Regionalrats der Region Grand Est, blickt auf die wichtigsten grenzüberschreitenden Fortschritte im vergangenen Halbjahr zurück.

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Energie: Sehr positive Zeichen

Die Europäische Union hat den Verbund Großregion Hydrogen mit dem Best Practice-Label ausgezeichnet.

Die Großregion Hydrogen wurde im August 2021 um das Saarland, die Region Grand Est und das Großherzogtum Luxemburg gegründet. Ziel dieser Initiative ist es, in einem Teil der Großregion ein Wasserstoff-Ökosystem zu entwickeln und zu fördern. Sie bietet eine Plattform, die regionale Projekte mit Schwerpunkt Wasserstoff vernetzt, damit sich die regionalen, nationalen oder europäischen Projekte ergänzen. Langfristiges Ziel der Initiative ist es, in dieser Region eine Wasserstoffwirtschaft zu etablieren.

Das Netzwerk ist seither gewachsen und umfasst eine große Zahl privater Gruppen. (1)

Die Europäische Union verlieh der Großregion Hydrogen die Auszeichnung Best Practice in der Kategorie "Partnerschaftsstrategie und Projektmanagement". Damit wird unser starkes Engagement für ein trinationales Wasserstoff-Ökosystem belohnt. Dieses Label ist eine Anerkennung für die beispielhafte Zusammenarbeit der deutschen, französischen und luxemburgischen Akteure der Branche, um den Wasserstoffmarkt in Europa entstehen und sich entwickeln zu lassen. Es handelt sich um eine einzigartige Initiative, die durch diese Auszeichnung anerkannt wird.

Seitdem haben die Großregion und Luxemburg eine gemeinsame Arbeit aufgenommen, um eine "Wasserstoff-Taskforce Großregion/Luxemburg" mit öffentlichen und institutionellen Akteuren, Industrieunternehmen und Energieversorgern einzurichten. Darin ist die gesamte Wertschöpfungskette vertreten, von potenziellen Produzenten über Verteiler bis hin zu Verbrauchern.

Die Region Grand Est begleitet die Investitionen, die durch die Konkretisierung der Netzwerke MosaHyc und Rhyn ausgelöst werden.

Die Region Grand Est unterstützt die Projekte MosaHyc und Rhyn politisch bei der Europäischen Kommission. Im Übrigen wurden den Projektträgern Unterstützungsschreiben zugeschickt, um zu errinern, dass die regionale Strategie alle innovativen Projekte des Gebiets begleitet.

Die Wasserstoffstrategie der Region Grand Est hat als Ziel, die Produktion von sauberem Wasserstoff zu steigern. Es ist dieser Wasserstoff, der langfristig den Bedarf der Gebiete decken wird, insbesondere die geplanten Wasserstoffpipelines.

Die Rede des französischen Präsidenten im Januar dieses Jahres hat die Bedeutung, die Frankreich dem Wasserstoff als Vektor für die Dekarbonisierung beimisst, erneut betont. Unsere Politik in der Region Grand Est besteht darin, Wasserstoff als Ergänzung zu den erneuerbaren Energien und den anderen Mitteln der Dekarbonisierung zu fördern. Die Lösung wird in der Komplementarität liegen. Wir arbeiten mit unseren europäischen Partnern zusammen, um die Großregion zum Herzstück der Wasserstoffentwicklung zu machen. Um immer innovativer zu sein, glauben wir sehr stark an Experimente.

Darüber hinaus arbeiten wir an den Mitteln, um die Entstehung dieser Wasserstoffbranche zu organisieren und zu begleiten, insbesondere an den einzurichtenden Finanzinstrumenten. Wir müssen noch an der Verständlichkeit der verfügbaren Fördermittel und an einer Konvergenz der nationalen und europäischen Positionen, der Europäischen Kommission und der Staaten, insbesondere des französischen Staates, arbeiten. Diese Arbeit ist jedoch im Gange und bisher ist alles positiv.

Seit Dezember 2020 hat die Region Grand Est ihre Wasserstoffstrategie für den Grand Est 2020 - 2030. Diese ist in 5 Achsen gegliedert:

  •  Wasserstoff in einem Energiemix für den Bedarf der Gebiete positionieren.
  •  Entwicklung einer dekarbonisierten Mobilität für alle Transportmittel
  •  Einbindung der Industrie in die Wasserstoffbranche und Dekarbonisierung der Nutzung von Wasserstoff
  •  Den Zugang zu Wissen fördern und die Kompetenzen verbessern
  •  Die Governance in Verbindung mit den nationalen und europäischen Plänen organisieren.

Diese Strategie wird mit allen Akteuren, privaten und öffentlichen, umgesetzt. Vor allem aber in den Gebieten. Die Ziele, die wir uns im Bereich des Energiewandels gesetzt haben, sind ehrgeizig und unsere Politik der Dekarbonisierung - der Nutzung, der Industrie, der Mobilität - ist eine Politik für alle unsere Gebiete, die städtischen, vorstädtischen und ländlichen Gebiete. Darüber hinaus besteht eine der Prioritäten der Region darin, die Produktion von grünem, d. h. aus erneuerbaren Energien erzeugtem Wasserstoff zu maximieren. Die Entwicklung erneuerbarer Energien in unserem Land bleibt daher neben der Entwicklung der Wasserstoffbranche eine wichtige Herausforderung.

Schließlich hat die Region Grand Est einen Sonderstatus, da sie im Herzen Europas liegt. Unsere Strategie ist es, auch bei der Einführung von Wasserstoff im Herzen Europas zu sein. Eine der Herausforderungen besteht darin, den Bedarf in der Region Grand Est zu decken, aber es geht auch darum, mit unseren Nachbarn zusammenzuarbeiten, um eine kohärente Entwicklung der verschiedenen Glieder der Wertschöpfungskette zu ermöglichen. Wenn man das Beispiel der Mobilität nimmt, kann man sich nicht vorstellen, einen Korridor einzurichten, der an den Grenzen unserer Region endet.

 

(1) Creos Deutschland, Encevo S.A., GazelEnergie, GRTgaz, H2V, HDF Energy, Iqony, SHS - Stahl-Holding-Saar, RWE, Verso et Villeroy & Boch

Bildung: Die grenzüberschreitenden Chancen nutzen

Von Svolt in Überherrn bis Holosolis in Saargemünd: Der Bedarf an Fachkräften, der an den Grenzen zum Ausdruck kommt, kann die grenzüberschreitende Ausbildung wiederbeleben. Wir teilen die Chancen und Probleme unserer Nachbarn. Ich betrachte die Ansiedlungen in Hambach, Saint-Avold und Saargemünd als gute Nachrichten für unseren gesamten grenzüberschreitenden Raum.

Wenn wir das Thema also auf grenzüberschreitender Ebene angehen, werden wir die Gefahr eines Arbeitskräftemangels drastisch reduzieren. Arbeitnehmer, Arbeitssuchende und Jugendliche gehören demselben Lebensraum an, daher müssen sie die gleichen Chancen haben: Es wäre lächerlich, wenn ein Einwohner mehr Fahrten in sein Land unternehmen müsste, während er nur wenige Kilometer von seinem Wohnort entfernt schnell eine Arbeit finden kann, indem er eine Grenze überquert, die eher eine administrative Tatsache als eine alltägliche Realität ist.

Um diese grenzüberschreitende Dimension zu vervollständigen, müssen wir auf französischer Seite unsere Ausbildungskarte sachgerecht gestalten: Das Angebot an Gymnasien und Ausbildungszentren muss schnell an die Bedürfnisse dieser Unternehmen angepasst werden. Um jeglichen Mangel zu vermeiden, müssen wir also auf beiden Seiten ansetzen: Erstausbildung in Verbindung mit der Education Nationale, Weiterbildung und Beschäftigung auf grenzüberschreitender Ebene.

Laufende Studien zur grenzüberschreitenden Mobilität

Die Wiedereröffnung der Strecke Bouzonville - Dilligen wird derzeit geprüft.  Im Departement Moselle wird ein Projekt zur Wiedereröffnung der Strecke Forbach-Bouzonville-Thionville für den Personenverkehr durchgeführt, um die grenzüberschreitende Mobilität nach Luxemburg zu erleichtern.

Das Département hat eine Vorstudie in Auftrag gegeben. Diese muss jedoch hinsichtlich des Fahrgastpotenzials in Richtung Luxemburg vertieft werden, was eine unabdingbare Voraussetzung für die Festlegung einer angepassten Verkehrslösung ist.

Zu diesem Zweck schlägt die Region vor, eine Vorstudie durchzuführen, um den Mobilitätsbedarf des östlichen Moselgebiets zu objektivieren und die Einrichtung einer grenzüberschreitenden Express-Straßenverbindung (*) zwischen Forbach und Luxemburg zu erproben.

Sobald die Mobilitätsbedürfnisse zwischen dem Osten der Mosel und Luxemburg ermittelt sind und die Schienenlösung angesichts der potenziellen Verkehrsströme am geeignetsten erscheint, müssen mehrere Punkte beachtet werden:

1. Die mögliche Einführung eines neuen Ticket-Angebots benötigt weitere Studien.

2. Diese Studien befassen sich mit:

  •  Haltestellen, Anschlüsse, Fahrzeiten usw.
  •  Die notwendigen Investitionen, um die gewünschten Funktionen zu erreichen: Erneuerung oder Modernisierung der Infrastruktur (Erhöhung der Geschwindigkeit, Signalgebung usw.), Anpassung der Bahnhöfe, Erwerb von Fahrzeugen, Personalressourcen usw.
  •  Die Finanzierung und der Zeitplan für die Umsetzung.

3. Die gesetzlichen Auflagen im Zusammenhang mit der Chemieplattform in Carling.

4. Die Analyse der Bahnübergänge, von denen einige möglicherweise gemäß der Bussereau-Richtlinie beseitigt werden müssen (Ausbau in der Größenordnung von 10 Millionen Euro pro Bahnübergang).

5. Die Zugänglichkeit von Bahnhöfen, die wieder eröffnet werden, für Personen mit eingeschränkter Mobilität.

6. Die Kapazität der Gleispläne der Bahnhöfe Thionville und Béning an beiden Enden der Strecke, um zusätzliche Zugtrassen aufzunehmen, unter Berücksichtigung des aktuellen und des für 2030 geplanten Betriebs.

(*) Diese Maßnahme wurde von den gewählten Vertretern der Ständigen Kommission am 7. Juli 2023 mit dem Ziel verabschiedet, ein Angebot zu entfalten, das im Vergleich zum Auto zeitlich und finanziell wettbewerbsfähig und umweltfreundlicher ist, indem es den öffentlichen Verkehr fördert. Dies ist ein weiterer Meilenstein zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Mobilität und zur Entstehung eines das Schienennetz ergänzenden Expressliniennetzes, das langfristig die Gebiete einander näherbringen und die Grenzen zwischen städtischen und ländlichen Gebieten verringern wird.

2022 gab es eine multimodale Verkehrsstudie, die sich auf alle Verkehrsprobleme in diesem Gebiet im Nordelsass bezog.

Die Strecke Saarbrücken-Haguenau-Rastatt war auch ein Teil dieser Studie. Sie zeigte, dass die Schwierigkeiten der West-Ost-Verbindungen kurz- und mittelfristig auf die schwachen Straßenverbindungen zurückzuführen sind. Die technischen und finanziellen Bedingungen für eine Wiedereröffnung für den Schienenpersonenverkehr wurden untersucht.

Bevor jedoch weitere Untersuchungen zum Schienenverkehr durchgeführt werden können, müssen die sozioökonomischen Daten des Projekts analysiert werden. Kurzfristig sind es eher die Straßenverbindungen mit einer Brücke in mittlerem Zustand, die genauer untersucht werden müssen.

Die Studien zur Wiedereröffnung der Bahnstrecke Colmar-Freiburg werden diesen Sommer abgeschlossen. Sie haben mehrere Szenarien untersucht. Ziel einer Vorstudie ist es, die technische Machbarkeit des Projekts zu überprüfen, die notwendigen Arbeiten festzulegen und die Kosten zu schätzen.

Bisher wurden diese beiden Missing Links nicht in das TEN-T aufgenommen, d. h. in das Transeuropäische Netz, wodurch sie zusätzlich finanziert hätten können.

Es wurden Änderungsanträge eingereicht und vom EU-Parlament angenommen, um diese Strecken in die TEN-T-Karte aufzunehmen, aber noch ist nichts entschieden. Die endgültige Karte könnte bis Ende des Jahres nach dem Trilog und der Schlussabstimmung beschlossen werden.

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